Geistliche Angebote

Andacht, Lieder, Fürbitten von Prädikant Hajo Fentz
Lizenzfrei zur Verfügung gestellt vom Deutschen Caritas-Verband   
 
 
…wie auch wir vergeben…
 
 
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
 
Schauen sie sich doch mal das Foto genauer an: die beiden Hände strecken einander entgegen, und gleich werden sie sich berühren; beide Hände sind offen und einladend, und unter der Unendlichkeit des strahlenden Himmels wird es wohl eine freundliche Begegnung werden. Für mich symbolisiert das Foto: einander begegnen, einander vertrauen, sich füreinander interessieren – unerlässliche Voraussetzungen für Vergebung und Versöhnung und Frieden.
 
Frieden und Versöhnung? 
Falls man den Zahlen des ukrainischen Generalstabs vertrauen kann, sind in den 20 Kriegsmonaten 301.490 russische Soldatinnen und Soldaten umgekommen. Über die eigenen Verluste spricht die Ukraine nicht. 
 
Frieden und Versöhnung?
In Israel, im Gazastreifen, im Libanon dagegen herrschen Hass und Mord. 
Auf dem kleinen Foto lacht uns der 9 Monate alte Kfir entgegen. Am 7. Oktober wurde er zusammen 
mit seinen Eltern und seinem vierjährigen Bruder Ariel von der Hammas entführt und nach Gaza verschleppt. Kfir ist ihre jüngste Geisel.  
  Wir denken an ihn und seine Familie. An die unzähligen Toten und Ermordeten beider Kriege; an die Verletzten und Verschleppten, an die Vergewaltigten und an all die unschuldigen Menschen, die fliehen mussten und fliehen müssen, und die alles verloren haben.
 
Wir bringen auch unsere Fassungslosigkeit und Hilflosigkeit vor den einen Gott der Juden, der Christen und der Moslems und wir bitten: Herr, gib Frieden!
 
Das erste Lied ist über 300 Jahre alt. Es besingt Gottes Güte und Treue in meinem Leben und bittet gleichzeitig um Gottes Beistand und Hilfe für mein Leben – bis zum Tod.
 

Lied

Bis hierher hat mich Gott gebracht (EG 329)
 
Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte,
bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte,
bis hierher hat er mich geleit', bis hierher hat er mich erfreut, bis hierher mir geholfen.
 
Hab Lob und Ehr, hab Preis und Dank für die bisher'ge Treue,
die du, o Gott, mir lebenslang bewiesen täglich neue.
In mein Gedächtnis schreib ich an: der Herr hat Großes mir getan, bis hierher mir geholfen.
 
Hilf fernerhin, mein treuster Hort, hilf mir zu allen Stunden.
Hilf mir an all und jedem Ort, hilf mir durch Jesu Wunden.
Damit sag ich bis in den Tod: durch Christi Blut hilft mir mein Gott; er hilft, wie er geholfen.
 

Psalm 51

Hab Erbarmen mit mir, Gott! Du bist doch gütig.
Vergib mir meine Vergehen! Du bist doch barmherzig.
Meine Vergehen kenne ich genau, und meine Sünde ist mir ständig bewusst:
dir allein habe ich mich widersetzt, und ich tat, was in deinen Augen böse ist.
 
Reinige mich, dass ich von meiner Schuld frei werde.
Wasche mich rein, weißer als Schnee!
Lass mich wieder Jubel und Freude erleben.
Meine Glieder sollen sich fröhlich regen, die du mit Schmerzen geschlagen hast.
 
Schau nicht auf meine Sünden und vergib mir all meine Schuld!
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, festen Geist!
Schick mich nicht fort von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht weg von mir!
Lass mich wieder jubeln über deine Hilfe!
 
Herr, zeig mir den Weg, den ich gehen soll; 
lass mich erkennen, was du von mir verlangst. 
Lehre mich, in Treue zu dir mein Leben zu führen.
 

Tagesgebet

Gott,
wir erinnern uns vor dir an all das, was uns belastet und was uns auf der Seele liegt,
an alles, was auf Vergebung und Versöhnung wartet.
Hilf uns, die Schatten und Lasten unseres Lebens auszuhalten.
 
Lass uns das Leben in Fülle darüber nicht vergessen:
Das Schöne und das Lustvolle, 
das Leichte und das Lachende,
alle Liebe, die uns begegnet und die wir verschenken.
 
Gott, hilf uns zu leben: 
in Trauer und in Freude,
in Schmerzen und im Glück,
mit Schuld und Vergebung. 
Amen.
 

Evangelium

(Matthäus 18, 21 – 35, das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht)
 
Petrus wandte sich an Jesus und fragte ihn: „Herr, wenn mein Bruder oder meine Schwester mir Unrecht tut, wie oft soll ich ihnen vergeben? Bis zu siebenmal?“ 
Jesus antwortete: „Nicht nur siebenmal! Ich sage dir: Bis zu 77-mal!“
 
Und Jesus fuhr fort: 
„Die neue Welt Gottes gleicht einem König, der mit den Verwaltern seiner Güter abrechnen wollte. Gleich zu Beginn wurde einer zu ihm gebracht, der ihm 10.000 Talente Silber schuldete. Er konnte ihm nichts davon zurückzahlen. 
Da befahl der König: „Er soll als Sklave verkauft werden, ebenso seine Frau und seine Kinder. Verkauft auch seinen ganzen Besitz. Dann kann wenigstens ein Teil zurück bezahlt werden.“
Der Mann fiel auf die Knie und flehte den König an: „Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen!“
Da bekam der Herr Mitleid mit dem Mann. Er gab ihn frei und erließ ihm die Schulden.
 
Der Mann ging hinaus und traf dort einen anderen Verwalter. Dieser schuldete ihm 100 Silberstücke. Er packte ihn an der Kehle, würgte ihn und sagte: „Bezahl deine Schulden!“ 
Der andere fiel vor ihm auf die Knie und flehte ihn an: „Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen.“ 
Aber das wollte der Mann nicht. Im Gegenteil: Er ging weg und ließ seinen Mitverwalter ins Gefängnis werfen. Dort sollte er bleiben, bis seine Schulden bezahlt waren.
Als die übrigen Verwalter davon erfuhren, waren sie empört. Sie gingen zum König und berichteten ihm alles. 
 
Da ließ der Herr seinen Verwalter zu sich kommen. Er sagte zu ihm: „Du boshafter Mensch! Deine ganzen Schulden habe ich dir erlassen, weil du mich darum gebeten hast. Und du? Hättest du nicht auch Erbarmenmit dem anderen Verwalter haben müssen – so wie ich es mit dir hatte?“
Voller Zorn übergab er ihn den Folterknechten, bis seine Schulden bezahlt waren.
 
So wird mein Vater im Himmel auch euch behandeln, wenn ihr eurem Bruder oder eurer Schwester nicht von Herzen vergebt.“
 
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. 
 

Ein anderes Glaubensbekenntnis 

Ich glaube, Gott, 
dass du ganz anders bist, als wir denken;
dass du dich niemals festschreiben lässt in eine Gestalt, in ein Bild.
Ich glaube an dich, heilige Kraft, die Mutter und Vater für uns ist.
Ich glaube, dass du Himmel und Erde geboren hast, 
das Weltall mit allen Sonnen- und Planetensystemen, 
und dass du weiter Leben schenkst.
 
Ich glaube an Jesus von Nazareth, den Menschen deiner Liebe, deinen Sohn und Bruder.
Maria hat ihn, innig vereint mit dir, geboren. 
Er lebte und lebt aus dir und in dir.
In Liebe und Treue zu dir und zu den Menschen ist er am Kreuz gestorben.
Er wurde begraben, und du hast ihn aus dem Tode geweckt in unvergängliches Leben mit dir.
 
Ich glaube an den Heiligen Geist, die Schöpferin der Liebe.
Ich glaube, dass du unsere christlichen Kirchen verwandeln und heiligen willst.
Ich glaube an die Gemeinschaft aller, die dich unter vielen Namen suchen,
denn du bist die göttliche Fülle, du willst uns heilen und versöhnen.
Ich glaube, dass du uns bedingungslos annimmst als deine Kinder:
ob Mann oder Frau, 
ob schwarz oder weiß, 
ob arm oder reich.
 
Ich glaube, dass du alle Schuld vergibst und dass du die Sünde heimatlos machst.
Ich glaube, dass uns Leiden und Not nicht von dir trennen.
Ich glaube, dass du uns durch den Tunnel des Todes in deine neue Welt rufst, 
ins Leben und in die Freude – für immer. 
Amen.
 
Liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht waren sie ja am vergangenen Dienstagabend beim regionalen Gottesdienst. Denn am Dienstag war Reformationstag, und wir erinnern uns Jahr für Jahr an den 31. Oktober 1517. 
Das war der Tag, als dem Augustinermönch und Professor der Theologie Dr. Martin Luther die Hutschnur platzte.
 
Denn seit Jahren schon verkauften sog. Ablassprediger im Auftrag der katholischen Bischöfe und des Papstes Gottes Gnade und Vergebung gegen Bares: der Bau des Petersdoms verschlang Unsummen und sollte ja irgendwann einmal fertig werden. 
 
Das perfide katholische Geschäftsmodell zum totsicheren Öffnen der Geldbeutel beruhte auf der gelebten unendlichen Angst des mittelalterlichen Volkes vor den unausweichlichen und ewigen Höllenqualen und mit dem Slogan: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ ließen sich daher hervorragende Geschäfte machen. Und natürlich: je mehr Geld in die Kästen, bzw. in die Taschen von Mutter Kirche floss, desto länger wurde die gekaufte Zeit ohne Fegefeuer und Hölle. Brief und Siegel bekam das einfältige Kirchenvolk darauf.
 
Martin Luther war darüber zutiefst empört, und so zog er am 31. Oktober 1517 mit einem Hammer in der einen und mit seinen 95 Thesen in der anderen Hand zur Wittenberger Schlosskirche. Eigentlich wollte er ja nur mit seinem Wittenberger Kollegium ins Gespräch kommen – einen Fachdiskurs über die Missstände in der Kirche schwebte ihm vor.
 
Doch – wie wir wissen, kam alles anders. Für Martin Luther war das geruhsame Professorenleben an der Universität Wittenberg für immer passé. Sogar um sein Leben musste er nicht nur einmal fürchten.
 
Ca. 10 Jahre nach dem Thesenanschlag ist es dann entstanden, das protestantischste aller protestantischen Lieder: „Ein feste Burg ist unser Gott“. Seine vier Strophen stammen aus der Feder Martin Luthers – das ist sicher. Doch über den konkreten Anlass des Liedes, über die „Not, die uns jetzt hat betroffen“, wird spekuliert: vielleicht war es ein erneuter Ausbruch der Pest, vielleicht das heranrückende Osmanenheer. Vielleicht war es aber tatsächlich Luthers musikalisches Statement und Kampflied gegen eine Kirche, der – seit Jahrhunderten schon – politischer Einfluss und staatliche Macht, Herrschaft und Dominanz, Privilegien und maßlose Geldgier wichtiger waren als Gott, als der Dienst an den Menschen, als die Verkündigung des Evangeliums. 
 
Wie auch immer: Martin Luther nimmt uns sprachlich mit ins ausgehende Mittelalter und in die Denk- und Glaubensweise dieser Zeit: einer Epoche des immerwährenden Kampfes Gott gegen Teufel, Gut gegen Böse, Schwarz gegen Weiß.
 
Was Luther schriebt, malt der Niederländer Hieronymus Bosch: ein Jahr vor Luthers Thesenanschlag gestorben, bannt er den damaligen Zeitgeist auf die Leinwand. Seine – fast sind es – Wimmelbilder heißen: „Der Heuwagen“, „Das Jüngste Gericht“ oder „Der Garten der Lüste“.
 
In Martin Luthers fester Burg übrigens steht der Sieger des Kampfes bereits unumstößlich fest: Jesus Christus behält im Streit das Feld und befreit uns aus aller Not.
 
Hieronymus Bosch mit Werkstatt, Das Jüngste Gericht, Triptychon, Außentafeln, um 1500–1505 Öl auf Eichenholz. Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien
 

Lied

Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362, 1 und 2)
 
Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. 
Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. 
Der alt böse Feind mit Ernst er's jetzt meint; 
groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen.
 
Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; 
es streit' für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. 
Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, 
der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott, 
das Feld muss er behalten.
 

Gedanken

…wie auch wir vergeben…
Gedanken zum Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht (Matthäus 18, 21 – 35) 
 
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Amen.
 
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das ist ja so ein Ding mit der Vergebung – und mit der Versöhnung erst recht! 
Im Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht zeigt uns Jesus den göttlichen Anspruch an uns: wer vergeben bekommt, für den gilt: wie auch ich vergebe…  
 
Einige Gedanken dazu:
 
das Ding mit der Vergebung eins:
Im ersten Testament liegen Vergebung und Versöhnung so gar nicht im Trend. Im Judentum gilt damals eher: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Was übrigens damals 
schon eine Errungenschaft war, durfte man anderen Menschen schließlich nichts Schlimmeres antun, als sie es einem selber angetan hatten. Und so erzählt uns das erste Testament über weite Strecken die Geschichten von Menschen und Völkern, die sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.
 
Im Gegensatz zu seinen Altvorderen hat Petrus dagegen schon viel von Jesus gelernt: immerhin spricht er bereits von Vergebung. Und beim wie oft pokert er ziemlich hoch und nennt die heilige Zahl der Vollkommenheit: sieben Mal???
 
Siebenmal siebzig Mal setzt Jesus dagegen und meint damit unbegrenzte Vergebung und unbegrenzte Versöhnungsbereitschaft.
 
Im Gleichnis illustriert er diese Entgrenzung der Vergebung noch einmal finanziell, denn wenn´s ums Geld geht, steigt unser Interesse, und wir spitzen unsere Ohren: 
ein Silbertalent damals ist 100 Kilo heute. Und bei einem stolzen Kilopreis von aktuell 
€ 695,42 schuldet der Verwalter seinem Chef 6.954,200 Euro! Das ist dann doch eine zu hohe Hausnummer, als dass das: „Ich werde dir alles zurückzahlen!“ auch nur ansatzweise realistisch sein könnte.
 
Beim anderen Zahlenspiel ist das mit der Rückzahlung schon wahrscheinlicher: die 100 Silberstücke haben nämlich einen ungefähren Gegenwert von gerademal dreihundert Euro.
 
Wie also, so fragt Jesus, kann es sein, dass Jemand, dem gerade alle Schuld erlassen und dem darüber hinaus noch die Freiheit geschenkt wurde so undankbar und unbarmherzig ist? 
 
Dem Verwalter wird seine Herzlosigkeit daher zum Verhängnis: solange er die knapp 7 Millionen nicht zurückgezahlt hat, wird das nichts mit der neuen Welt Gottes.
 
Wie also, so fragt Jesus uns, seine Freundinnen und Freunde, sollte es überhaupt dazu kommen: 
dass wir, denen Gott alle Schuld erlassen hat und denen darüber hinaus die Freiheit geschenkt wurde… dass wir also unseren Mitmenschen und Schuldnern gegenüber herzlos und unbarmherzig sind, und dass wir ihnen Vergebung und Versöhnung verweigern sollten?
 
Das Ding mit der Vergebung zwei:
Das Foto auf dem Deckblatt – ich sagte es schon in der Begrüßung – ist für mich ein Symbol für Vergebung und Versöhnung. 
Wie oft bitten wir Gott im „Vater Unser“ darum: vergib uns unsere Schuld. Und dabei wissen wir es doch ganz sicher: Gott hat uns bereits vergeben. Bei ihm sind wir auf der sicheren Seite, denn er hält seine Versprechen. Mit Gott leben wir Alle im Frieden und in der Versöhnung. 
 
Viel schwieriger dagegen wird es leider beim darauf folgenden Halbsatz, denn da kommen wir nämlich mit ins Spiel – und zwar nicht als Empfangende, sondern als Gebende: …wie auch wir vergeben…“ Formuliert ist das übrigens im Indikativ Präsenz: ich vergebe, du vergibst, er / sie / es… wir vergeben… 
 
Das wir vergeben bedeutet dann wohl:
Jetzt: 5. November 2024, 10.30 Uhr.
Jetzt und hier: in der Johann-Sebastian-Bach-Kirche. 
 
Vergebung und Versöhnung im Indikativ Präsenz sind nichts für die Zukunft. Sie passieren in der Gegenwart, in jedem Moment, immer! Und gleich wird uns Gott im Abendmahl begegnen und uns von Neuem seine Vergebung und Versöhnung, seinen Frieden zusprechen. 
 
Gleichzeitig hat Gott aber auch den Anspruch an uns: streckt auch ihr eure Hände aus zur Vergebung, zur Versöhnung, zum Frieden. 
 
Das letzte Ding mit der Vergebung:
Wenn wir mal ganz ehrlich sind: beim Indikativ Präsenz: ich vergebe – immer und in jedem Moment? Beim Indikativ Präsenz also ist vermutlich noch Luft nach oben! 
 
Denn wenn wir uns immer und überall der Vergebung Gottes bewusst wären, 
wenn wir aus der Versöhnung mit ihm lebten…
wenn wir dem Anspruch Gottes an uns immer und überall gerecht würden und 
wenn wir unseren Mitmenschen und Schuldnern vergeben und uns mit ihnen versöhnen würden, 
dann würden sich Himmel und Erde berühren, dann wäre – Frieden… 
 
Liebe Leserinnen und Leser,
…wie auch wir vergeben… das sagt sich schnell dahin.
 
Und wenn wir dann noch nach Gaza oder in die Ukraine blicken, nach Armenien oder Aserbaidschan:  
wie eigentlich kann Schuld vergeben werden, wenn gar nicht klar ist, wer wem etwas schuldet?
Wie sollen Menschen vergeben, wenn ganze Generationen und Völker miteinander in Schuld verstrickt sind?
Wie kann Versöhnung geschehen, wenn es überhaupt kein Bewusstsein, kein Bekennen der Schuld und also auch keine Reue gibt, wenn die Schuld kein Ende nimmt?
 
Manchmal in der Geschichte der Völker gab und gibt es charismatische Lichtgestalten, denen es gelang, um Vergebung zu bitten, Versöhnung zu leben, Frieden zu bringen und aus erbitterten Feinden Freunde zu machen: Robert Schuman etwa, Martin Luther-King, Willy Brandt, Nelson Mandela, Desmond Tutu.
 
Uns können sie Vorbilder sein und Ansporn, dass Vergebung und Versöhnung nicht nur möglich sind und Früchte tragen, sondern dass sie der einzige Weg sind zu dem, was wir uns alle so sehr wünschen für uns und für unsere Welt: Frieden.
Amen.
 
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
 

Fürbittengebet

Treuer Gott,
wir sind fassungslos, und die Nachrichten überfordern uns. Das Leid macht uns ratlos. 
Wohin mit unserer Erschöpfung, mit unserer Angst, mit unserem Mitleid?
Du bleibst, Gott! Dir vertrauen wir unsere Ohnmacht und unsere Hoffnungen an:
Wir bitten für das Heilige Land und für die, die es verteidigen.
Wir bitten für all die Unschuldigen, die sich nicht schützen können: Israelis und Palästinenser.
wir bitten für alle, die trauern um ihre getöteten Mütter und Väter, Töchter und Söhne, um ihre Enkelkinder. Wir bitten für die Geiseln – bringe sie heim.
Erbarme dich, Gott, und schaffe Raum für deinen Frieden.
 
Du bleibst, Gott! Dir vertrauen wir unsere Empörung und unsere Hoffnungen an:
Wir bitten für dein jüdisches Volk in aller Welt. Wir bitten für das palästinensische Volk. Und wir bitten: schaffe Raum für Versöhnung.
Wir bitten für die, die in unserer Nachbarschaft in Angst leben und die ihre Sicherheit verloren haben.
Wir bitten um Schutz in ihren Häusern, in den Schulen, in Synagogen, Moscheen und Kirchen.
Erbarme dich, Gott, und schaffe Raum für deinen Frieden.
 
Du bleibst, Gott! Dir vertrauen wir unsere Begrenzungen und unsere Hoffnungen an:
Wir bitten für die Menschen in der Ukraine, die seit 20 Monaten im Krieg leben 
und täglich neue Zerstörung, neues Leid und neuen Tod ertragen müssen.
Wir bitten für die Menschen, die fliehen und für die, die bei uns Zuflucht suchen.
Wir bitten um Würde und Schutz für die Frauen und Mädchen im Iran, in Afghanistan und in so vielen anderen Ländern deiner Erde.
Erbarme dich, Gott, und schaffe Raum für deinen Frieden.
 
Du bleibst, Gott! Dir vertrauen wir unsere kleinen und großen Sorgen und unsere Hoffnungen an.
Wir bitten für die Kranken in ihrer Sehnsucht nach Heilung, in ihrer Hilfsbedürftigkeit.
Wir bitten für die Obdachlosen in unserer Stadt.
Wir bitten um Ausdauer und Kraft für alle, die anderen beistehen in Hunger und Not, in Krankheit 
und Tod.
Erbarme dich, Gott, und schaffe Raum für deinen Frieden.
 
Treuer Gott:
du siehst, wie wir sind. Und du hörst, was uns bedrängt.
Du kennst unseren Glauben – und unseren Unglauben.
Du liebst uns, und du willst, dass wir deine Gegenwart in unserem Leben spüren und leben.
 
Bewahre uns in deiner Liebe, bewahre deine ganze Welt. 
Durch Jesus Christus, unseren Bruder und Freund.
Er ist der Friedensbringer, er ist unsere Hoffnung – heute und alle Tage.
Amen.
 
Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes. 
Deshalb dürfen wir beten, wie Jesus es uns gelehrt hast:
 

Vater Unser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich
und die Kraft 
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. 
Amen.
 

Lied

Wo Menschen sich vergessen (SJ 176)
 
Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu:
Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.
 
Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu: 
Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.
 
Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginne, ganz neu: Ref.
Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.
 

Segen

Geht als Gesegnete des Herrn:
 
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.
 

Informationen

Am nächsten Wochenende, 10. und 11. November tagt die Kreissynode Steglitz in der Martin-Luther-Gemeinde. 
Am Freitagabend wählen die 80 Synodale eine neue Superintendentin für den Kirchenkreis Steglitz als Nachfolgerin für Superintendent Thomas Seibt, der zum März 2024 in den Ruhestand geht. Drei Kandidatinnen stehen zur Wahl. 
Am Samstagvormittag diskutieren die Synodalen den Jahresbericht des Superintendenten und beraten den Sollstellen- und Haushaltsplan für die nächsten zwei Jahre. 
Die Synode tagt öffentlich. Sie beginnt am Freitagabend um 18.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche. 
 
Am Samstag, 11. November findet unser St-Martins-Fest statt. Es beginnt um 16.30 Uhr mit einer Andacht, danach ist der Laternen-Umzug, und dann gibt es an der Feuerschale Kinderpunsch und Martinsgänse. 
 
Den Gottesdienst am nächsten Sonntag hält Pfarrerin Schöne zusammen mit Karin Bocher an der Orgel.
 
Eine Vorankündigung für den übernächsten Sonntag: am 19. November gibt es ein besonders Konzert: Luz Sombra und Diego Valentin Flores spielen Werke von Astor Piazzolla. Beginn ist um 18.00 Uhr.