Geistliche Angebote

Andacht, Lieder, Fürbitten von Prädikant Hajo Fentz

 

Image by falco from Pixabay

 

Jesus – wahrer Mensch

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Einzug in Jerusalem – er ist heute tatsächlich nur der Anlass für meine Frage nach Jesus – wahrer Mensch: denn wie sah es eigentlich bei ihm innendrin aus, tief im Herzen, im Angesicht des nahenden Todes? Beim Evangelisten Johannes bin ich fündig geworden: mit dem süßen Jesu Christ, von dem wir gleich singen werden, hat das nichts zu tun…

 

Lied

In dir ist Freude in allem Leide (EG 398)

https://music.youtube.com/watch?v=EyQoH3xwAi8

1) In dir ist Freude in allem Leide,
o du süßer Jesu Christ!
Durch dich wir haben himmlische Gaben,
du der wahre Heiland bist;
hilfest von Schanden, rettest von Banden.
Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet,
wird ewig bleiben. Halleluja.
Zu deiner Güte steht unser G'müte,
an dir wir kleben im Tod und Leben;
nichts kann uns scheiden. Halleluja.

2) Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden
Teufel, Welt, Sünd oder Tod;
du hast's in Händen, kannst alles wenden,
wie nur heißen mag die Not.
Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren
mit hellem Schalle, freuen uns alle
zu dieser Stunde. Halleluja.
Wir jubilieren und triumphieren,
lieben und loben dein Macht dort droben
mit Herz und Munde. Halleluja.

 

Psalm 84

Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth.
Meine Seele sehnt sich danach und wünscht sich nur:
Ich möchte so gerne beim Herrn sein, in den Höfen, die seinen Tempel umgeben.
Mit Leib und Seele schreie ich nach dir, nach dem Gott meines Lebens.
Sogar der Sperling hat ein Zuhause gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen.
So ist es auch bei deinen Altären, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott:
Glücklich sind, die in deinem Haus wohnen und dich dort für immer preisen!
Glücklich sind die Menschen, die einen sicheren Platz bei dir finden.
Einen Tag in deinen Höfen zu verbringen ist besser als tausend, die ich selbst erwählt habe.
Im Haus meines Gottes auf der Schwelle zu stehen ist besser, als in den Zelten der Frevler zu sitzen.
Ja, Gott, der Herr, ist Sonne und Schild. Gnade und Würde verleiht uns der Herr.
Glücklich sind die Menschen, Herr Zebaoth, die sich ganz auf dich verlassen.

 

Gebet

Herr Jesus, wahrer Mensch,
erst gefeiert und dann verstoßen – so gehst du deinen Weg gehorsam bis an das Kreuz.

Wir bitten:
gib du uns Eindeutigkeit und Zivilcourage, und lass uns mit dir gehen,
Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott.
Amen.

 

Evangelium

Johannes 12

Es befanden sich auch einige Griechen unter denen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen waren um Gott anzubeten. Die gingen zu Philippus und baten ihn: „Herr, wir wollen Jesus sehen!“ Philippus ging zu Jesus und berichtete es ihm.

Da sagte Jesus zu ihnen:
„Die Stunde ist gekommen! Amen, das sage ich euch: das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.

 

Glaubensbekenntnis

mit dem Lied „Wir glauben Gott im höchsten Thron“ (EG 184)

https://video.link/w/tjXuU9GOqNI

Wir glauben Gott im höchsten Thron, wir glauben Christum, Gottes Sohn,
aus Gott geboren vor der Zeit, allmächtig, allgebenedeit.

Wir glauben Gott, den Heilgen Geist, den Tröster, der uns unterweist,
der fährt, wohin er will und mag, und stark macht, was daniederlag.

Den Vater, dessen Wink und Ruf das Licht aus Finsternissen schuf,
den Sohn, der annimmt unsre Not, litt unser Kreuz, starb unsern Tod.

Der niederfuhr und auferstand, erhöht zu Gottes rechter Hand,
und kommt am Tag, vorherbestimmt, da alle Welt ihr Urteil nimmt.

Den Geist, der heilig insgemein lässt Christen Christi Kirche sein,
bis wir, von Sünd und Fehl befreit, ihn selber schaun in Ewigkeit.
Amen, Amen.

 

Gedanken zu Johannes 12

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Amen.

Liebe Gemeinde,
bei der Vorbereitung auf diese Andacht habe ich mir mal die vorangehenden zwei Kapitel bei Johannes angeschaut: was er da aufgeschrieben hat und was da alles passiert ist, das hat mit dem süßen Jesu Christ, von dem wir gerade gesungen haben, nichts zu tun.

Johannes zeigt uns nämlich einen zutiefst „menschlichen“ Jesus: immer mehr in die Enge getrieben, wird er zunehmend verzweifelt und barsch, seine frühere Souveränität geht verloren, und sogar seinen Jüngern gegenüber kann er sich nicht mehr recht verständlich machen.

Was ist passiert?
Bereits Wochen vor Jesu Tod kommt es im Tempel in Jerusalem mehrfach zur Konfrontation mit Gottesdienstbesuchern. Die stellen Jesus ungeduldig zur Rede:
„Wie lange willst du uns noch hinhalten? Sag es uns frei heraus: Bist du der versprochene Retter?“ (Joh. 10, 24). Und sie meinen damit: bist Du derjenige, der uns von den Römern befreit?
Jesu Antworten verstehen sie nicht, und sie halten ihn wahlweise für verrückt oder für besessen; manche wollen ihn sogar steinigen!

Jesus flieht.
Zuerst zum Jordan, also dahin, wo er drei Jahre zuvor von Johannes getauft worden war. Weiter geht´s nach Bethanien in das Haus von Maria und Martha. Dort erweckt er Lazarus, den Bruder der beiden Frauen zurück zum Leben.
Um gleich weiter zu ziehen nach Efraïm, einem kleinen Dorf am Rande der Wüste.

Inzwischen werden die Pläne der religiösen Würdenträger, Jesus loszuwerden, von Tag zu Tag konkreter. Jesus ist für sie zu einer realen Gefahr geworden. Sie fürchten um ihren politischen Einfluss und ihre religiöse Deutungsmacht. Deshalb muss Jesus weg – ein für alle Mal und endgültig:
„Von diesem Tag an waren die führenden Männer fest entschlossen, Jesus zu töten.“ (Joh. 11, 53)

Die letzten Wochen sind für Jesus – und bestimmt auch für seine Freundinnen und Freunde – die Hölle:
zweimal steht Jesus kurz vor der Steinigung.
Er hat Angst, er ist auf der Flucht, er verbirgt sich und zeigt sich nicht mehr in der Öffentlichkeit.
Denunzianten melden der Religionsbehörde seine Aufenthaltsorte, und seine Verfolger sind ihm dicht auf den Fersen.

Inzwischen steht das Passafest vor der Tür. Die Menschen kommen von überall her zum Feiern nach Jerusalem und haben doch nur eine Frage und wetten untereinander:
„Was meint ihr? Zum Fest wird Jesus doch sicher kommen!“ (Joh. 11, 56).

Und tatsächlich: Jesus kommt, und die Menschen sind begeistert:
„Da nahmen sie Palmzweige, zogen ihm entgegen vor die Stadt und riefen laut: Gepriesen sei Gott! Heil dem, der in seinem Auftrag kommt! Heil dem König Israels!“ (Joh. 12, 13).

Die Menschen setzen auf Jesus, wird er ihnen die die lang ersehnte Souveränität von den Besatzern bringen. Sie feiern Jesu Einzug nach Jerusalem wie einen Triumphmarsch, einen Marsch für die Freiheit.
Mir persönlich erscheint der Einzug jedoch eher wie eine Kapitulation: nach wochenlanger Flucht ist Jesus ausgebrannt, und er ergibt sich seinem Schicksal.

So sieht´s also aus am Tag vor Jesu Hinrichtung:
eine hysterische Masse schreit Hosianna;
Jesus weiß, dass er seinem Untergang entgegen geht;
das religiöse Establishment lauert im Hintergrund und wartet auf den rechten Zeitpunkt um zuzuschlagen.

In diese gewaltige Spannung trifft nun unser Evangelium:

Es befanden sich auch einige Griechen unter denen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen waren um Gott anzubeten. Die gingen zu Philippus und baten ihn: „Herr, wir wollen Jesus sehen!“ Philippus ging zu Jesus und berichtete es ihm.

Da sagte Jesus: „Amen, das sage ich euch: Die Stunde ist gekommen: das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.

Was sich in den nächsten Stunden in einer Katastrophe entladen wird, es fängt ganz unscheinbar an: „Wir wollen Jesus sehen!“

Wer von so weit her anreist, der möchte natürlich aus dem Superstar dieser Veranstaltung ein paar persönliche Worte herauskitzeln.

Und Jesus – vermeintlich doch auf dem umjubelten Höhepunkt seines Wirkens: er reagiert darauf gar nicht mehr; er ist mit seinen Gedanken bereits ganz woanders: „die Stunde ist gekommen!“

Vielleicht rezitiert Jesus für sich – wie wir vorhin für uns – den Psalm 84, den er natürlich gekannt hat.

Und wenn ich den Psalm jetzt mit den Augen Jesu lese und bete, dann sehe ich in die Augen eines traurigen, zutiefst verzweifelten und von Todesangst gequälten Mannes.
Dann sehe ich in die Augen Jesu, der sich danach sehnt / eine sichere Bleibe zu haben, ein Nest wie die Schwalben:

„Meine Seele sehnt sich danach und wünscht sich nur:
ich möchte so gerne beim Herrn sein.
Glücklich sind die Menschen, die einen sicheren Platz bei dir finden.“

Jetzt sehe ich beides:
Christus, wahrer Gott, durch den wir haben himmlische Gaben, und der der wahre Heiland ist.
Und ich sehe Jesus, wahrer Mensch, gefangen in seiner Angst.
Jesus, der sich nichts sehnlicher wünscht als einen sicheren Platz in der Geborgenheit Gottes.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Lied

Jesu, meines Lebens Leben (EG 86, 1, 2, 4, 6)

1) Jesu, meines Lebens Leben,
Jesu, meines Todes Tod,
der du dich für mich gegeben
in die tiefste Seelennot,
in das äußerste Verderben,
nur dass ich nicht möchte sterben:
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.

2) Du, ach du hast ausgestanden
Lästerreden, Spott und Hohn,
Speichel, Schläge, Strick und Banden,
du gerechter Gottessohn,
nur mich Armen zu erretten
von des Teufels Sündenketten.
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.

4) Man hat dich sehr hart verhöhnet,
dich mit großem Schimpf belegt,
gar mit Dornen dich gekrönet:
was hat dich dazu bewegt?
Dass du möchtest mich ergötzen,
mir die Ehrenkron aufsetzen.
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.

6) Du hast dich in Not gestecket,
hast gelitten mit Geduld,
gar den herben Tod geschmecket,
um zu büßen meine Schuld;
dass ich würde losgezählet,
hast du wollen sein gequälet.
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.

 

Fürbittengebet

Herr Jesus Christus,
wir warten auf dich.
Wir sehnen uns danach, dass dein Recht gilt und deine Barmherzigkeit wirkt.
Komm in diese Welt.

Herr Jesus Christus,
du ziehst in Jerusalem ein.
Du bist der Frieden: wir bitten dich um Frieden.
Frieden für die Menschen in Palästina, Frieden für die Ukraine.
Frieden für alle, die leiden unter dem Terror,
für die, deren Leben von den Mächtigen verachtet wird.

Herr Jesus Christus,
du hast Lazarus aus dem Grab geholt.
Du bist das Leben.
Wir bitten dich um deine liebende Nähe.
Du kennst die Kranken, um die wir uns sorgen,
die Sterbenden, für die wir bitten, die Trauernden und ihre Tränen.

Herr Jesus Christus,
du wurdest mit Jubel begrüßt.
Du bist der Trost der ganzen Welt.
Wir bitten dich für die Menschen, die dir vertrauen und die aus deinem Wort Kraft und Hoffnung schöpfen.
Wir bitten dich für die, die an dir und deiner Kirche verzweifeln, die verletzt und missbraucht wurden.
Wir bitten dich für alle, die deinen Namen suchen und dich bekennen.

Herr Jesus Christus,
geh mit uns durch diese Tage,
in denen wir deinem Weg ans Kreuz nachsinnen.

Segne uns und deine weltweite Kirche.
Segne deine Johann-Sebastian-Bach-Gemeinde.
Segne uns und alle, die uns vertraut und anvertraut sind. Amen.

 

Vater Unser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

 

Lied

Lass mich dein sein und bleiben (EG 157)

https://video.link/w/zHLZJBq-cE8

Lass mich Dein sein und bleiben,
Du treuer Gott und Herr,
von Dir lass mich nichts treiben,
halt mich bei Deiner Lehr.
Herr, lass mich nur nicht wanken,
gib mir Beständigkeit,
dafür will ich Dir danken in alle Ewigkeit.

 

Segen

Geht als Gesegnete des Herrn:

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.

 

Eine gute Woche wünscht Ihnen Hajo Fentz

 

Ihre Gedanken, Reaktionen und Anregungen zum Gottesdienst interessieren mich! Ich freue mich über eine Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Informationen

Wir laden herzlich ein zu den nächsten Passions- und Ostergottesdiensten:

Gründonnerstag:
18:00 Uhr, Andacht mit Pfarrerin Schöne und Sabine Erdmann

Karfreitag:
10:00 Uhr, Gottesdienst mit Pfarrerin Schöne und Dorina Adelsberger

Ostersonntag:
06:30 Uhr, Andacht zum Sonnenaufgang auf dem Parkfriedhof mit Pfarrerin Schöne; im Anschluss gibt´s einen Kaffee vor dem Gemeindehaus
10:00 Uhr, Ostergottesdienst mit Pfarrerin Schöne, Dorina Adelsberger (Orgel) und Victor Petroff (Flöte)
10:00 Uhr, Kindergottesdienst mit Katja Tobolewski und Georgia Washington

Ostermontag:
11:00 Uhr, Regionalgottesdienst in der Petruskirche am Oberhofer Platz

 

Kollektensammlung

Heute sammeln wir in den Reihen für die Bora-Frauenprojekte.

An der Kirchentür sammeln wir für unseren Gemeindebus (wichtig für die Senioren und für den Gepäcktransport bei Konfi- und Jugendreisen)

Spendenkonto: IBAN: DE34 5206 0410 1803 9663 99
BIC: GENODEF1EK1
Kennwort: Kollekte 24.03.2024 (und gewünschter Verwendungszweck)

Wir leiten Ihre Kollekte ggf. weiter! Gern senden wir auch eine Spendenbescheinigung zu.