Andacht, Lieder, Fürbitten von Prädikant Hajo Fentz
Beim Namen gerufen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in dem halben Sommer- und Herbstjahr, in dem die 26 Gottesdienste nach Trinitatis liegen, gibt es ja keine christlichen Hochfeste (Weihnachten, Karfreitag und Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt). Deshalb bietet sich dieses halbe Jahr an, über die Basics des Christentums nachzudenken. In das heutige Thema führt uns der Wochenspruch aus Jesaja 43 ein:
So spricht der Herr der dich erschaffen hat, Jakob,
und der dich geformt hat, Israel:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich befreit,
ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!
Was für eine Zusage! Und bereits Jedem und Jeder von uns hat Gott dieses Versprechen gegeben: ganz persönlich in der Taufe.
Benjamin Schmolck wurde 1672 geboren, stammt aus Schlesien und dichte 1183 Kirchenlieder. Einige singen wir bis heute: Schmückt das Fest mit Maien (EG 135) oder Liebster Jesu, wir sind hier (EG 206). Von ihm singen wir jetzt: Tut mir auf die schöne Pforte.
Lied
Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166)
https://music.youtube.com/watch?v=f_jF9l9ireY&list=OLAK5uy_n9RwMMQLyARQdrOSoP8sA58YgPvYxafio
Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein;
ach wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein!
Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht.
Ich bin, Herr, zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir.
Wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel hier.
Zieh in meinem Herzen ein, lass es deinen Tempel sein.
Rede, Herr, so will ich hören, und dein Wille werd erfüllt;
nichts lass meine Andacht stören, wenn der Brunn des Lebens quillt;
speise mich mit Himmelsbrot, tröste mich in aller Not.
Psalm
„Im Sinne von Psalm 23“ (Hanns Dieter Hüsch)
Und wenn ich auch nichts mehr hörte
Von all diesem furchtbaren Reden
Und schnellen Begierden
Und eitlen Lügen und falschen Beweisen
Und all dem geschichtlichen Zeugs
Aus Brunst und Bestechung
Und wollte mich in mein Gehäuse verkriechen
Schweigend und schwierig im Umgang
Und nichts mehr singen und sagen
Gott sitzt in einem Kirchenbaum
Und ruft die Jahreszeiten weiter aus
Er träumt mit uns den alten Traum
Vom großen Menschenhaus
Wir sind die Kinder die er liebt
Mit denen er von Ewigkeit zu Ewigkeit
Das Leben und das Sterben übt
Er setzt auf uns
Dass wir aufstehen
Dass wir uns einmischen
Dass wir einander annehmen
Dass wir seine Revolution der Liebe verkünden
Von Haus zu Haus
An die Türen nageln
Heiß in die Köpfe reden
In die Herzen versenken
Bis die Seele wieder ein Instrument der
Zärtlichkeit wird
Bis die Zärtlichkeit musiziert und triumphiert
Und die Zukunft leuchtet
Gebet
Wir sind deine Kinder, Herr, befreite Menschen durch die Taufe.
Mach uns zu einem Instrument der Zärtlichkeit.
Gib uns Mut und Unverzagtheit:
dass wir aufstehen und uns einmischen,
dass wir einander annehmen und deine Revolution der Liebe verkünden.
Du setzt auf uns.
Hab Dank dafür.
Amen.
Evangelium
Matthäus 28, 16 – 20
Die elf Jünger gingen nach Galiläa. Sie stiegen auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte.
Als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Aber einige hatten auch Zweifel.
Jesus kam zu ihnen und sagte:
Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde.
Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jüngerinnen und Jünger zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe!
Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Apostolisches Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn.
Empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes.
Am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Lied
Du bist das Leben (SJ 52)
https://music.youtube.com/search?q=du+bist+das+brot+das+den+hunger+stillt
Gedanken
zu Matthäus 28, 16 – 20
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Amen.
Liebe Gemeinde,
meine Ausbildung zum klinischen Seelsorger habe ich vor ungefähr 10 Jahren in Hamburg gemacht. Vormittags gab es viel Theorie und Selbsterfahrung, nachmittags ging es rüber ins benachbarte Krankenhaus zu Seelsorgegesprächen, abends dann mussten wir eines der geführten Gespräche protokollieren, um es am nächsten Tag den beiden Ausbildern und den übrigen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern vorzustellen.
Einer unserer Ausbilder war Pastor Johannes Kruse. Damals war er so alt wie ich heute – also ein weiser Mann in den besten Jahren! Und er war ein nicht ganz typischer Hanseat: Pastor Kruse liebte Square-dance und Country-Musik und war deshalb oft angezogen wie ein texanischer Cowboy. Auch neigte er ab und zu zu cholerischen Wutausbrüchen, die dann über uns Azubis völlig unvorhersehbar hereinbrachen.
Einmal wöchentlich hatte ich bei ihm für eine Stunde Einzelsupervision – ein Termin, der absolut nicht vergnügungssteuerpflichtig war, und auf den ich mich nicht wirklich freute.
Aber eine Sitzung, bzw. eine Minute daraus, bleibt mir in ewiger Erinnerung, denn sie hat mich in meinem Glauben nachhaltig geprägt.
Pastor Johannes Kruse fragte mich: „Hajo: woran glauben Sie eigentlich?“
Ich antwortete nach kurzem Überlegen: „…dass Gott immer bei mir ist und mich behütet und begleitet.“ Und dann fügte ich leise hinzu: „Aber ich glaube: das reicht nicht… “
Pastor Kruse gab mir darauf nur eine kleine, ganz kurze Antwort: „tsss, tsss, tsss“.
Mit diesem dreimalige Schnalzen fiel mir ein Stein vom Herzen, dieser sanfte Tadel fühlte sich für mich an wie eine Befreiung: „Dummer Hajo, was kann es denn Schöneres geben als dieses Gottvertrauen?“
Seitdem ist diese schlichte Botschaft Kern meiner Seelsorge und Mittelpunkt meiner Gottesdienste – genauso, wie es hier vorne an der Kanzel steht: „Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“
Jesus spricht diesen Satz bei der letzten Begegnung mit seinen Jüngern. Er hat ihnen nämlich Wichtiges mitzuteilen: „Ab jetzt seid ihr dran: geht zu den Leuten, tauft sie und lehrt sie.“
Jesus legt sein Werk in die Hände ausgerechnet dieser Männer. Einer hatte ihn verraten und danach Selbstmord begangen, der andere hatte Jesus mehrfach verleugnet, und die restlichen 10 hatten sich ganz schnell verdrückt, als es brenzlig wurde.
Und auch jetzt – wo sie mit dem Auferstandenen zusammen sind – hält sich ihre Begeisterung in engen Grenzen. Eher das Gegenteil ist der Fall: „Einige aber zweifelten“! Und unter uns: bei 11 übriggebliebenen Jüngern sind „Einige“ ja schon eine ganze Menge!
Ich kann diese Rat- und Fassungslosigkeit der Jünger gut nachvollziehen: wahrscheinlich schütteln alle Elfe ihre Köpfe, als sie hören, was Jesus ihnen so zutraut, besser gesagt: zumutet:
„Geht hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen dazu auf, mir nachzufolgen!“
„Tauft sie“, - „Lehrt sie“.
Der Weg der Jünger zurück nach Hause wird nachdenklich und wahrscheinlich sehr, sehr still gewesen sein.
„Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt“:
Matthäus schließt mit diesem göttlichen Versprechen seine Evangeliumsrolle, und erst Lukas schreibt in der Apostelgeschichte auf, wie es weiter ging. Und was er zu berichten hat, das ist tatsächlich ein Wunder:
Aus den verstörten und verängstigten Freunden Jesu werden furchtlose Apostel,
die tatsächlich hinaus in die ganze Welt gehen, und die Menschen dazu aufrufen, Jesus nachzufolgen!
Die tatsächlich mit der Taufe Menschen hinein führen in die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Die tatsächlich Menschen lehren, so zu leben, wie Jesus es seinen Jüngern aufgetragen hat.
Und die tatsächlich damit beginnen, die frohe Botschaft Jesu Christi hinauszutragen in die ganze Welt.
Martin Luther soll einen Satz auf sein Schreibpult geschrieben haben, um sich in Not und Anfechtung an den Grund seines Glaubens zu erinnern: „Ich bin getauft“.
Ja, liebe Gemeinde: wir sind getauft. Wir gehören zu Gott. Unsere Namen sind in seine Hand geschrieben. Und wir können uns darauf verlassen:
„Ich bin immer und überall bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt!“
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
Fürbittengebet
Ewiger, dreieiniger Gott,
auf deinen Namen sind wir getauft, und bei unserem Namen hast du uns gerufen. Unser ewiges Zuhause bist du.
Wir danken dir, dass du die Sehnsucht nach dir in unsere Herzen gelegt hast, und dass du dich immer wieder von uns finden lässt.
Wir danken dir für alle, die uns auf unserem Glaubensweg begleitet haben. Für die, die in uns den Glauben an dich geweckt haben; die uns zur Taufe gebracht haben; die unsere Fragen beantwortet
haben und uns vorgelebt haben, was Glauben an dich bedeuten kann. Segne sie, und halte sie in deiner Nähe.
Wir bitten dich für alle, die gerade getauft worden sind oder bald getauft werden. Für die Kinder am Beginn ihres Lebensweges und für die Erwachsenen, die mit ihrer Taufe ein neues Kapitel aufschlagen wollen.
Wir danken dir für unsere 38 konfirmierten Jugendlichen: stärke und schütze sie. Lass ihr Vertrauen zu dir wachsen. Hilf ihnen, ihre eigene Stimme zu finden, und stelle ihnen Menschen zur Seite, die sie unterstützen und begleiten.
Wir bitten dich für alle, die dein Evangelium verkünden, die sich darum bemühen, deine Liebe leuchten zu lassen und anderen zum Glauben zu helfen. Lass sie Erfüllung finden in dem, was sie tun.
Bewahre sie davor, sich und andere zu überfordern. Schenke ihnen Freude an dir, und wenn sie sich einsam oder ausgebrannt fühlen, stärke sie immer wieder mit der Kraft deines Geistes.
Wir bitten dich für deine Kirche, für alle Glaubenden überall auf der Welt: überwinde unsere Trennungen. Hilf uns, einander offen und geschwisterlich zu begegnen. Hilf allen, die sich zu dir bekennen, einander beizustehen, ganz besonders, wo Verfolgung herrscht, und miteinander im Glauben an dich zu wachsen. Schenke deiner Kirche Heilung, Vergebung und Versöhnung.
Wir bitten dich für deine Welt, die sich so sehr nach Frieden sehnt.
Gib allen, die Macht haben und Verantwortung tragen, Weisheit und Weitblick. Wende die Herzen derer, die deine Welt mit Krieg und Gewalt überziehen. Hilf uns allen zu einem Leben in Gerechtigkeit und Frieden.
Wir bitten dich für die, die deine Hilfe heute ganz besonders brauchen.
Die Angst haben müssen um jemanden, den sie lieben, oder um ihr eigenes Leben; die verzweifelt sind; die den Tod vor Augen haben.
Wir bringen die Menschen vor dich, um deren Leid wir persönlich wissen und nennen dir ihre Namen.
Dreieiniger Gott,
dir vertrauen wir uns an, denn du hast uns erlöst und du kennst unsere Namen: wir sind dein.
Amen.
Wir dürfen zu Gott Vater sagen und dabei auch daran denken, mit welcher Bedingungslosigkeit wir von unserer Mutter geliebt wurden. Und so wie Jesus damals gebetet hat, dürfen auch wir heute beten:
Vater unser im Himmel
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied
Nun danket alle Gott (EG 321)
https://music.youtube.com/watch?v=H44Bq7oWhGQ
Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,
der große Dinge tut an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
unzählig viel zugut bis hierher hat getan.
Der ewigreiche Gott woll' uns bei unserm Leben
ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben,
und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort
und uns aus aller Not erlösen hier und dort.
Lob, Ehr und Preis sei Gott, dem Vater und dem Sohne
und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone,
ihm, dem dreiein'gen Gott, wie es im Anfang war
und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.
Wir dürfen gewiss sein: wir sind von Gott gesegnet:
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.
Mit herzlichen Grüßen Hajo Fenz
Informationen:
Am nächsten Sonntag feiern wir unser Sommerfest! Der Openair-Gottesdienst beginnt um 12.00 Uhr. Gestaltet wird er von Pfarrerin Schöne, dem Gemeinde-Chor mit Marion Meyer und Sabine Erdmann am Flügel.
Im Anschluss an den Gottesdienst wollen wir im Gemeindegarten feiern. Für Kulinarisches, Musikalisches und für ein Kinderprogramm ist gesorgt. Wie immer freuen wir uns aber sehr über weitere Kuchen- und Salatspenden.
Zum Abschluss um 16.00 Uhr lädt unser Gospelchor „GospelStream“ zum Konzert in die Kirche: „Summer Dreaming“ ist es überschrieben.
Am letzten Wochenende wurden unsere 38 Konfirmandinnen und Konfirmanden in drei Gottesdiensten in der Johannes-Kirche getauft und konfirmiert. Die Kollekten waren bestimmt für die Konfirmandenarbeit und ergaben insgesamt € 2.609,41.
Am Sonntag wurde auch für das Arbeitslosenzentrum BALZ gesammelt: € 239,71 kamen zusammen.
Die Kollekten für den heutigen Sonntag sind bestimmt für die Evangelische Schüler:innenarbeit und die schulkooperative Arbeit Berlin (je 1/2) sowie für die jährlich anfallende Mitgliedsbeiträge der Gemeinde in Vereinen. Als Kirchengemeinde unterstützen wir verschiedene Vereine und sind dort Mitglied, z.B. Asyl in der Kirche, Förderverein Alte Kirchen, das Diakonische Werk Steglitz-Zehlendorf oder der Förderverein Krankenseelsorge in Steglitz.
Spendenkonto: IBAN: DE34 5206 0410 1803 9663 99
BIC: GENODEF1EK1
Kennwort: Kollekte 07.07.2024
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