Andacht, Lieder und Fürbitten von Prädikant Hajo Fentz
Stricke reißen entzwei
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Stricke reißen entzwei – so habe ich den Gottesdienst überschrieben. Jesus kann das, und Jesus tut das, das Stricke-zerreißen! Genaueres gibt´s gleich!
Lied
Du meine Seele, singe (EG 302, 1, 3, 6, 8)
https://music.youtube.com/watch?v=LJSngj1pbFo
1) Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd.
3) Hier sind die starken Kräfte, die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte, die seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzähl'ge Herde im großen wilden Meer.
6) Er ist das Licht der Blinden, erleuchtet ihr Gesicht,
und die sich schwach befinden, die stellt er aufgericht'.
Er liebet alle Frommen, und die ihm günstig sind,
die finden, wenn sie kommen, an ihm den besten Freund.
8) Ach, ich bin viel zu wenig, zu rühmen seinen Ruhm.
Der Herr allein ist König, ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre gen Zion in sein Zelt,
ist´s billig, dass ich mehre sein Lob vor aller Welt.
Psalm 147
Halleluja. Es ist gut, unseren Gott mit Liedern zu preisen.
Schön und wohltuend klingt der Lobgesang:
Der Herr baut Jerusalem wieder auf. Er bringt die Israeliten wieder heim, die in fremde Länder zerstreut sind.
Er heilt die gebrochenen Herzen und verbindet offene Wunden.
Er setzt die Zahl der Sterne fest und gibt ihnen allen einen Namen.
Groß ist unser Herr, gewaltig ist seine Macht. Seine Weisheit ist unermesslich.
Der Herr richtet die Unterdrückten auf, doch die Frevler stößt er zu Boden.
Singt dem Herrn beim Dankopfer ein Lied! Musiziert für unseren Gott mit der Leier!
Er lässt die Wolken am Himmel aufziehen und bestimmt, wann Regen auf die Erde fällt.
Auf den Bergen lässt er die Wiesen blühen.
Den Tieren gibt er genug zu fressen. Krächzen die jungen Raben, füttert er sie.
Die Stärke der Schlachtrosse beeindruckt ihn nicht – die Muskelkraft der Kämpfer gefällt ihm nicht.
Was dem Herrn gefällt, sind Menschen, die ihm mit Ehrfurcht begegnen,
die auf seine Güte hoffen.
Gebet
Großer Gott,
Du kannst das, und du tust das:
Gebrochene Herzen heilen und offene Wunden verbinden.
Du kannst das, und du tust das:
Stricke zerreißen, das Verkrümmte gerade machen, Böses zum Guten wenden.
Wir hoffen auf deine Güte und bitten:
verwandle, was uns belastet und lähmt, in neue Zuversicht:
damit wir dich loben für das Leben und dir danken für die geschenkte Zeit.
Amen.
Evangelium
Lukas 13, 10-17
Am Sabbat lehrte Jesus in einer Synagoge. An dem Gottesdienst nahm auch eine Frau teil, die seit achtzehn Jahren verkrümmt war und nicht mehre aufrecht gehen konnte.
Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: „Gute Frau, du bist von deiner Krankheit befreit!“ Er legte ihr die Hände auf. Da richtete sie sich auf und dankte Gott von ganzem Herzen.
Aber der Vorsteher der Synagoge entrüstete sich darüber, dass Jesus die Frau am Sabbat geheilt hatte: „Die Woche hat sechs Tage, die zum Arbeiten da sind“, sagte er zu den Versammelten. „An denen könnt ihr kommen und euch heilen lassen, aber nicht ausgerechnet am Sabbat.“
Jesus hielt ihm entgegen: „Ihr scheinheiligen Frommen! Ihr bindet doch eure Ochsen und Esel auch am Sabbat los und führt sie zur Tränke. Und mir wollt ihr verbieten, diese Frau aus der Knechtschaft des Satans zu befreien, nur weil heute Sabbat ist? Achtzehn Jahre lang war sie krank! Gehört nicht auch Sie zu Gottes auserwähltem Volk?“
Darauf konnten seine Gegner nichts erwidern. Aber alle anderen freuten sich über die wunderbaren Taten Jesu.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Glaubensbekenntnis
mit Worten von Dietrich Bonhoeffer
Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unsern vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Amen.
Lied
In dir ist Freude in allem Leide (EG 398)
https://video.link/w/EyQoH3xwAi8
1) In dir ist Freude in allem Leide,
o du süßer Jesu Christ!
Durch dich wir haben himmlische Gaben,
du der wahre Heiland bist;
hilfest von Schanden, rettest von Banden.
Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet,
wird ewig bleiben. Halleluja.
Zu deiner Güte steht unser G'müte,
an dir wir kleben im Tod und Leben;
nichts kann uns scheiden. Halleluja.
2) Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden
Teufel, Welt, Sünd oder Tod;
du hast's in Händen, kannst alles wenden,
wie nur heißen mag die Not.
Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren
mit hellem Schalle, freuen uns alle
zu dieser Stunde. Halleluja.
Wir jubilieren und triumphieren,
lieben und loben dein Macht dort droben
mit Herz und Munde. Halleluja.
Gedanken zu Lukas 13, 10-17
Jesus heilt eine Frau am Sabbat
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Liebe Gemeinde,
als kleiner Junge hatte ich einen besten, besten, besten Freund: Dirk Hoch. 10 Jahre lang haben wir uns fast jeden Nachmittag gesehen und spielten zusammen im parkähnlichen Garten der Familie Hoch; die hatten in meiner Heimat Neustadt an der Weinstraße ein großes, berühmtes und traditionsreiches Weingut von ihrem Vorfahr Kommerzienrat Hoch übernommen und das hochherrschaftliche Anwesen gleich mit!
Eine – höchst ärgerliche – Einschränkung gab es allerdings: sonntags sahen Dirk und ich uns nie, denn Sonntag war Familientag!
Meine Erinnerungen daran: am frühen Nachmittag wurde sich fein gemacht. Meine Mutter steckte mich in eine kratzende Polyester-Hose und die dazugehörige dunkelblaue Clubjacke. Sie selbst trug ein blaues Kostüm mit passendem blauen Ballonhut, mein Vater Anzug mit Krawatte, dazu einen sog. Staubmantel, dessen einzige Funktion es scheinbar war, über dem Arm meines Vaters zu hängen.
Nachdem alle dermaßen eingekleidet waren, setzte sich Familie Fentz in den beige-farbenen Opel-Rekord, und mein Vater fuhr mit uns ins nahe gelegene Elmstein, um im Pfälzer Wald spazieren zu gehen. Gott, war das langweilig…
Der Freitag bei den Moslems, der Samstag bei den Juden, der Sonntag bei den Christen: ein freier Tag ohne Arbeit, ohne Stress, ohne Verpflichtungen; Zeit für sich selbst, Zeit für Andere, Zeit zum Kraft schöpfen: eine tolle und innovative Erfindung von Gott…
Jesus feiert am Sabbat Gottesdienst in einer Synagoge, und während er predigt, entdeckt er unter den Gottesdienstbesucherinnen eine Frau, „die seit achtzehn Jahren verkrümmt war und nicht mehre aufrecht gehen konnte.“
Er ruft die Frau zu sich. Die weiß gar nicht, wie ihr geschieht, als sie vor Jesus steht, und er zu ihr sagt: „Gute Frau, du bist von deiner Krankheit befreit!“ Er legt seine Hände segnend über sie, die Frau richtet sich auf und kann wieder aufrecht gehen. Sie dankt Gott von ganzem Herzen.
Auch die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher toben vor Begeisterung. Nur einer ist sauer: der Vorsteher der Synagoge. Der „entrüstete sich darüber, dass Jesus die Frau am Sabbat geheilt hatte: „Die Woche hat sechs Tage, die zum Arbeiten da sind“, sagte er zu den Versammelten. „An denen könnt ihr kommen und euch heilen lassen, aber nicht ausgerechnet am Sabbat.“
Rein formal hat er ja Recht: der Sabbat ist heiliger Ruhetag, und in unzähligen Vorschriften ist haarklein geregelt, was man alles nicht tun darf – basta!
Doch Jesus hält dagegen: „scheinheilig“ nennt er dieses starre und unbarmherzige Korsett: du willst mir „verbieten, diese Frau aus der Knechtschaft des Satans zu befreien, nur weil heute Sabbat ist?“
Was gilt mehr? Der Mensch oder die Vorschrift?
Natürlich der Mensch, sagen wir reflexartig und gewiss mit voller Überzeugung. Aber vielleicht wären wir ja einigermaßen erstaunt, wenn wir uns und unser eigenes Denken und Handeln mal daraufhin abklopfen würden, wie viele Konventionen, Regeln und Gebote in unseren Köpfen rumschwirren und unser Leben bestimmen: „Das tut man nicht“ oder „Das war schon immer so“…
Solche Sätze, solche Einwände sind – über Jahre und Jahrzehnte eingeübt – in unseren Köpfen einbetoniert, sie ersticken Kreativität und Neugier oft schon im Keim. Offene Ohren, frisches Denken und unkonventionelles Handeln bleiben hinter einer Mauer aus Verboten auf der Strecke, die Chance der persönlichen Entwicklung ist vertan.
Mensch oder Vorschrift?
Jesus hat gegenüber dem Synagogenvorsteher das schlagendere Argument: „Der Sabbat ist für den Menschen da, und nicht der Mensch für den Sabbat“: ganz in diesem Sinne heilt Jesus die gekrümmte Frau – während des Gottesdienstes, in der Synagoge, an einem Sabbat.
Lukas – er war übrigens Arzt – weist uns in dieser Jesus-Geschichte aber noch auf einen anderen Punkt hin: auf die Krankheit der Frau.
Skoliose, Wirbelsäulenverkrümmung, nennt man sie in der heutigen Medizin. Damals jedoch hörte man diese Diagnose nicht nur mit einem medizinischen, sondern vor allem mit einem theologischen Ohr: „Verkrümmung“ heißt nämlich im Hebräischen „awon“. Und „awon“ wird im Alten Testament sehr häufig verwendet in der übertragenen Bedeutung von „Sünde“.
Jesu Therapie gegen Krankheit, Verkrümmung und Sünde ist immer dieselbe:
zum einen heilt Jesus durch sein Wort: „Du bist von deiner Krankheit befreit!“.
Zum anderen heilt Jesus mit seinen Händen: „Er legte ihr die Hände auf. Da richtete sie sich auf und dankte Gott von ganzem Herzen.“
Jesu Worte, Jesu Hände reißen die Stricke entzwei.
Jesu Worte und Hände heilen und befreien unsere Herzen und Sinne von den Verkrümmungen des Lebens und bringen uns wieder zu Ehren.
Sogar wir, seine Freundinnen und Freunde, seine Nachfolgerinnen und Nachfolger, sogar wir dürfen und sollen uns diese befreienden, diese segnenden Worte gegenseitig zusprechen: „Du bist befreit!“ Richte dich auf und gehe in Ehren!
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Fürbittengebet
Gott des Lebens,
immer bist du da. Immer bist du unser Gott.
Du machst uns frei, und die Stricke reißen entzwei.
Dein Licht scheint in dieser Welt.
Lass es die sehen, in denen es dunkel ist.
Wir denken an die Menschen in der Ukraine, in Israel und Gaza.
Wir denken an die Menschen, denen der Klimawandel die Lebensgrundlagen raubt.
Wir denken an unsere Kinder und Enkel und um ihre Sorge um die Zukunft auf unserer Erde.
Herr, du bist da: reiße die Stricke entzwei und mach uns frei.
Deine Worte sind in dieser Welt.
Lass sie die hören, die Macht über andere haben.
Wir denken an die Regierenden und die Entscheidungen, die sie treffen.
Wir denken an die, denen dein Wort gleichgültig ist, die den Frieden verachten und die Gewalt lieben.
Wir denken an die, die guten Willens sind, an die, die das Recht lieben und der Gerechtigkeit dienen.
Herr, du bist da: reiße die Stricke entzwei und mach uns frei.
Deine Liebe ist in dieser Welt.
Zeige sie denen, die voller Sehnsucht sind.
Wir denken an die Einsamen und die, die das Vertrauen zu anderen verloren haben.
Wir denken an die Kranken und ihren Wunsch nach Gesundheit.
Wir denken an die Sterbenden und ihre Sehnsucht nach Heil.
Herr, du bist da: reiße die Stricke entzwei und mach uns frei.
Gott des Lebens, immer bist du da.
Begleite uns durch die kommende Zeit mit deinem Licht, deinen Worten und deiner Liebe.
Reiße die Stricke entzwei und mach uns frei.
Das bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Bruder.
Amen.
Vater Unser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
Lied
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude (EG 66, 1, 4, 5)
https://video.link/w/U2RA4vDlu9c
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude; A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählet's den Heiden: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
Jesus ist kommen, nun springen die Bande, Stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; er, der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schande; Jesus ist kommen, nun springen die Bande.
Jesus ist kommen, der starke Erlöser, bricht dem gewappneten Starken ins Haus,
sprenget des Feindes befestigte Schlösser, führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan, du Böser? Jesus ist kommen, der starke Erlöser.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.
Eine gute Woche wünscht Ihnen Hajo Fentz
Informationen
Den Gottesdienst am nächsten Sonntag, 25.08.2024, 10:00 Uhr, feiern wir mit Lektorin Katja Tobolewski und Sabine Erdmann an der Orgel.
Der GKR hat auf Initiative unserer Kita den Einbau eines Doppel-Trampolins auf dem Spielplatz der Gemeinde beschlossen. Die Kosten belaufen sich auf ca. 9.800,- Euro.
Mittel in Höhe von ca. 4.000 Euro sind (u.a. vom Förderverein) bereits zugesagt. Zur weiteren Finanzierung bitten wir Sie um Ihre Spende. Am Ausgang finden sie dafür eine bunte Box.
Für Überweisungen nutzen Sie bitte folgende Kontoverbindung:
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Kennwort: Trampolin
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