Geistliche Angebote

Psalm, Lieder und Gebete von Pfarrerin Brigitte Schöne

Foto von Renata Voß auf pixabay

 

Herzlich Willkommen hier auf der website unserer Gemeinde.  Schön, dass Sie da sind!
Liebe Leserinnen und Leser,


Macht hoch die Tür!

 

Kein Advent ohne das erste Lied im Gesangbuch: "Macht hoch die Tür"!

In der letzten Woche, am ersten Advent, haben die Gemeinden allerorten es schon gesungen – auch wir hier.
Ich nicht, leider, denn ich war krank. Pfarrer Ost sprang für mich ein und deswegen steht nun nicht er heute hier, sondern ich. Wir haben getauscht. 

Mir hat der traditionelle Beginn der Adventszeit wirklich gefehlt. Ich vermisste Gottesdienst und Gemeindefest, den Duft von Waffeln und Kaffee … und mit allen/mit Ihnen zusammen zu sein. 

Ja, und auch das wunderbare „Macht hoch die Tür!“ – der gemeinsam gesungene Anfang – hat mir sehr gefehlt. 
Da bin ich ganz traditionell. Und steh damit nicht allein da. 

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit… denn: Der Friedefürst kommt! 

Oh ja: Endlich! Bitte!
Danach sehne ich mich für die Welt.
Dass endlich eine dieser vielen schweren Türen aufgeht und zwar mehr als nur einen Spalt weit…
In unsere Welt voller Baustellen und Katastrophen, voller Leid und Unsicherheit…dahinein heißt es mit den Worten des Propheten Sacharja: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer."

 

 

Gemeindelied:  

EG 1, 1-3 und 5    Macht hoch die Tür  

Windsbacher Knabenchor (2021): https://www.youtube.com/watch?v=53W65rlcmsc

 

Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit,
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich';
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Segen mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.

Er ist gerecht, ein Helfer wert,
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron' ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all uns're Not zum End' er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott, 
mein Heiland groß von Tat.

O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat!
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein!
Er ist die rechte Freudensonn',
bringt mit sich lauter Freud' und Wonn'.
Gelobet sei mein Gott, 
mein Tröster früh und spat.

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr.

 

 

Psalm 24 meditiert über Gottes Kommen und auch darüber, wie wir ihn empfangen können und sollten. 
Er fragt auch, ob wir wohl würdig sind? 
Doch er endet mit der Zuversicht: Gott kommt, weil Menschen ja nach ihm fragen.
Beten wir mit Worten des Psalms 24.


Psalm 24

Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.

Denn er hat ihn über den Meeren gegründet
Und über den Wassern bereitet.

Wer darf auf des HERRN Berg gehen,
und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?

Wer unschuldige Hände hat und reines Herzens ist,
wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug
und nicht falsche Eide schwört:

der wird den Segen vom HERRN empfangen
und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles.    

Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt,
das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!

Wer ist der König der Ehre?
Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Streit.

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!

Wer ist der König der Ehre?
Es ist der Herr Zebaoth; er ist der König der Ehre

 

 

Gebet

Guter Gott,
im Hier und Jetzt sind wir gebunden. 
Im Alltag mit all seinen Herausforderungen.

Für die einen ist es die Hektik, 
neben allem Trubel nun auch noch das kommende Fest schön vorzubereiten.
Für die anderen ist es die innere Not, nicht so viel zu haben, um der Familie/den Kindern ein schönes Weihnachten zu gestalten. Überall kommt ihnen das Glitzern und Blinken entgegen, die süßen Verlockungen, denen kaum standzuhalten ist.
Für wieder andere wird gerade jetzt das Alleinsein besonders schmerzhaft. Trauriges und gar Erschütterndes ist angesichts eines Festes von Glanz und Freude und in der Hoffnung auf Nähe und Harmonie doppelt traurig und erschütternd.

Guter Gott,
im Hier und Jetzt sind wir gebunden. 
Im Alltag mit all seinen Herausforderungen.
Es ist uns zu schwer, unsere Türen auch nur einen Spalt weit zu öffnen, für Dich. 
Gott, ziehe einen Riss in unsere inneren Wände!
Öffne Dir einen Zugang.
Damit Dein Friedensschein in uns kommt und leuchtet.

 

Zuspruch

Immer wieder wird uns zugesagt: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer." (Sacharja 9,9a)
Haben wir es nicht auch schon erlebt?
Erinnern wir uns daran. Erinnern wir uns an unseren großen Gott in unserem Leben. 

 

 

Gebet


Gott, wir bitten dich,
entzünde dein Licht in uns.

Das Licht deiner Freundlichkeit,
das Licht deiner Güte,
das Licht deiner Liebe.

Und hilf uns, dieses Licht weiterzugeben
an Menschen, die im Dunkeln stehen,
an Kranke und Mutlose
an Leidende und Sterbende
an alle, die am Ende ihrer Kräfte sind 
und die nicht mehr weiterwissen
Wir bitten dich durch ihn, 
unseren Bruder und Heiland Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. 


Liebe Leserinnen und Leser, Gott kommt, auf einem Esel reitend – das hatte der Prophet Sacharja Jahrhunderte zuvor angekündigt. Als Jesus nach Jerusalem kam, auf einem Esel reitend, da erinnern sich die Menschen und erkennen sofort: Gott kommt in die Welt und er bringt Frieden. Und sie jubeln ihm entgegen.
Davon erzählt der Evangelist Matthäus

 

 

Evangelium

Matthäus 21, 1-11
Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sach 9,9): »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.« Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? Das Volk aber sprach: Das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa.


Ehr sei dir o Herr – lob sei dir o Christ.

 

Lied


EG 11, 1–2.5    Wie soll ich dich empfangen    
https://www.youtube.com/watch?v=_x2x0v26uEg

Wie soll ich dich empfangen
und wie begegn' ich dir,
o aller Welt Verlangen,
o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze,
mir kund und wissend sei.

Dein Zion streut dir Palmen
und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen
in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen,
so gut es kann und weiß.

Nichts, nichts hat dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt
als das geliebte Lieben,
damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen,
so fest umfangen hast.

 

 

Predigt

zu Matthäus 21, 1-11     Jesu Einzug in Jerusalem


Liebe Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder,
mit einem Esel beginnt der Advent! Ist ihnen das schon einmal bewusst geworden? Mit einem „Macht hoch die Tür“, inbrünstig gesungen, und mit einem Esel. Nein, eigentlich mit zweien: einer Eselin und ihrem Füllen, ihrem Eselskind. 
Das klingt wenig erhaben. Ein Pferd wäre schon angemessener. „Macht hoch die Tür“ und dazu ein elegant schreitendes Pferd. So wie am St. Martin der herrliche Offizier Martin, mit edlem rotem Mantel, hoch zu Ross.
Haben sie schon mal gesehen, wie es aussieht, wenn ein erwachsener Mann auf einem Esel reitet? Neulich sah ich es in einer Dokumentation über die Mongolei. Das sieht eher aus wie „Hopp, hopp, hopp…Pferdchen lauf galopp“. Das Größenverhältnis von Reiter und Esel wirkt lustig. Es sieht verspielt aus, wie sie da so daherkommen. 
Oder auch sehr ernst, so wie die Bilder von einer griechischen Insel, auf der es keine Straßen gibt. Alles wird mit Eseln durch schmale Gassen -treppauf treppab- transportiert. Und wenn die Lasten abgeladen sind, setzt sich der Arbeiter auf den Rücken seines Tieres und schaukelt die Gasse hinab. Vorsichtig setzt das Tier Huf vor Huf.
So oder ähnlich muss es ausgesehen haben, als Jesus sich auf eine Eselin setzte und in Jerusalem einzog.
Warum eine Eselin? Warum nicht eleganter? Schließlich geh es um nicht weniger als um einen Neuanfang! - 1. Advent. Macht hoch die Tür! Der Friedefürst kommt!
Nun, weil es anders ist mit diesem Neuanfang. Anders als mit vielen anderen zuvor. Es ist ein Neuanfang, der halten will, was er verspricht: Frieden in der Welt!
Der, der das Neue bringt, … das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa.
Die Erzählung zum ersten Advent, wie Jesus in Jerusalem einzieht, steht im Matthäus-Evangelium. Sie nimmt alte prophetische Bilder und Klänge auf und erzählt sie weiter, erzählt sie neu.
Als Jesus und die Jüngerinnen und Jünger nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sach 9,9): "Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers."
Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.
Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? Das Volk aber sprach: Das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa. (Mt 21, 1-11)
Es ist schön, wenn die Bibel so ausführlich und genau erzählt. So dass wir uns richtig vorstellen können, wie das alles so ablief. Wir können mitgehen, mitdenken, Teil haben. Wir können uns wundern und manche Frage stellen. Wir können uns selbst in die Szenerie hineinbegeben und uns fragen: Wo würde ich gern stehen? Wäre ich gern einer der Jünger? Würde ich gern losgehen und den Esel holen? Würde ich wie die Passanten mein Tuch nehmen und damit winken und wedeln oder es gar auf die Straße legen? Oder bliebe ich am Rande. Eine Zuschauerin mit Vorsicht und Zurückhaltung aber nicht ohne Neugier und Interesse?
Schön ist es, in eine Geschichte einzutauchen. Und dabei manches zu entdecken oder gar zu erkennen.
Zum Beispiel dieses: Du kannst nicht alles planen
Ich liebe an dieser Geschichte die Mischung aus Vorbereiten und Spontansein, aus Planen und Geschehen-Lassen.
Das erinnert mich an meinen Alltag in der Zeit bis Weihnachten, ach, und eigentlich immer.
Einiges regeln, wissen, was man tut – und anderes auf mich zukommen lassen, schauen, was da kommt… Du kannst nicht alles planen. Du weißt nicht alles im Voraus.
In der Geschichte beginnt alles mit der Esels-Orga.
Jesus hat klare Vorstellungen. Und er macht klare Ansagen. Das finde ich sehr angenehm. Die Jünger wissen, woran sie sind und was zu tun ist. Allerdings ist das, was sie tun sollen, weniger angenehm.
Jesus sagt an: „Ihr zwei, ins nächste Dorf, das dort in Sichtweite, da werdet ihr eine Eselin angebunden sehen mit ihrem Kind“. So weit, so gut. Und dann folgt die genaue Anweisung: „Bindet die Tiere los und bringt sie her“. Und für alle Fälle noch eine Formulierungshilfe: „Wenn euch jemand daran hindern will, dann sagt ihr, es ist für mich“.
Oh, oh … Eselklauen… auch wenn's nur geborgt ist, das macht man nicht so gern. Ich weiß nicht, was sich die zwei Jünger denken. Vielleicht ahnen sie schon, das mit dem Esel hat mit dem Prophetenbuch von Sacharja zu tun. Schließlich kannten sie ihre Schriften alle gut. Schließlich trugen sie die göttlichen Hoffnungsbilder tief in sich.
So steht es doch beim Propheten Sacharja (Sach 9.9). „Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig, und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers“ 
So haben die Leute in Israel ihren König erwartet, den anderen Herrscher, den neuen, der sie befreit – auch aus der Macht der Römer: Sanftmütig und reitet auf einem Esel.
Das Esels-Bild hat sich mit Hoffnungsfarben in die Köpfe und Herzen der Menschen in Israel gemalt. Und es ist nicht nur ein Tier. Es sind Mutter und Kind. Das Kind bleibt bei der Eselin. Die Jünger holen sie beide. Dieser König kommt auf einer Eselin mit ihrem Eselskind.
Irgendwie ist das vergessen worden. Mir jedenfalls fällt kein Bild in einer Kirche oder einer Kinderbibel ein, wo der kleine Esel beim Einzug in Jerusalem dabei ist.
Lassen sie uns diesen Kleinen wieder mit dazu malen. Es ist so liebevoll. Und so selbstverständlich. Wenn der Friedenskönig kommt, dann so! Nicht als Freund von Soloauftritten. Er kommt gemächlich, vorsichtig, fürsorglich. Ja, Sanftmütigkeit ist sein Gefährt.
Und nun kommt das Ungeplante. Nun gerät alles aus dem gemächlichen Eselstritt. Die ganze Stadt erregt sich. Jesus setzt sich auf die Eselin, das Eselsfohlen an ihrer Seite - und zum Eselsgrau gesellen sich andere Farben. Grüne Zweige. Mäntel, Tücher und Stoffe, die die Leute wie Teppiche auf den Weg legen. Jerusalem, dein König kommt.
Auf einmal: Partystimmung, Großkundgebung.
Da war nichts vorbereitet. Die Leute stürzen sich ins Getümmel rund um diesen König.
Sie erkennen ihn am Esel. Keine Königskrone, kein majestätisches Gewand, kein Schild, kein Bischofsstab. Das ist der König, das ist ihre Zukunft, die da einzieht, endlich. Sie feiern Jesus von Nazareth.
Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal so gefreut habe. Hab ich mich überhaupt schon mal so über Jesus gefreut? Erwarte ich mir was von ihm? Darum geht es ja im Advent.
Ich merke: Ich stehe ein bisschen am Rand und schau zu. Die sind alle so aus dem Häuschen, gehen auf die Straße und treffen sich und werden laut und verbinden sich in ihrer Hoffnung auf den Frieden.
Kann ich da mit? Ja, wieder die Frage: Wo ist mein Ort in dieser Geschichte, wie verhalte ich mich, was spüre ich?
Ich sehe sie rufen und jubeln, die Leute. Ein fröhliches: Soll die Welt sehen: Wir sind viele. Ein trotziges: Soll die Angst sehen: Wir kommen in Bewegung.
Diese Leute in Jerusalem verkriechen sich nicht. Als Jesus einzieht, sind sie da. Sind „am Start“, wie junge Leute sagen. Sie führen ihre Freude und ihre Hoffnung aus. In den schönsten Farben. Der Friedenskönig kommt – und mit ihm leuchtet eine Zukunft auf.
Ja, es kommt eine Zeit, da wird es anders sein.
"Die Zukunft befindet sich in einer Krise", habe ich vor ein paar Tagen in der Süddeutschen Zeitung gelesen. Wenn ich mir das Jahr 2024 anschaue, dann kann ich nur sagen: Ja. Da ist so ein Gefühl von Ausgeliefert-sein. Hoffen – und dann enttäuscht werden – wie bei der US-Wahl (jedenfalls so ging es mir). Oder wie mit den großen Bemühungen um internationale Abkommen zum Wohle des Planeten. Hoffen – und dann enttäuscht werden: Und dazu immer wieder Weltuntergangsstimmung. Es ist eine endlos lange Liste von Gründen, die junge Menschen in eine Lebensmüdigkeit führen. Und eine ganze Gesellschaft und Weltgemeinschaft in Sorge. Manche verstummen trostlos, andere werden laut und verächtlich und hetzen. So vieles scheint zu oft ausweglos.
Und dann stand da noch ein Satz in der Zeitung: "Der Mensch braucht (…) das Kommende - und zwar als etwas, das anders ist als das Jetzt." (SZ)
Als ich diesen Satz las, ging bei mir die erste Adventskerze im Kopf an.
"Der Mensch braucht (…) das Kommende - und zwar als etwas, das anders ist als das Jetzt."
Ja, ich brauche das Kommende. Etwas, worauf ich mich freue. Worauf ich hinlebe und hoffe.
Zu Recht sagen wir, es geht im Leben um das Hier und Jetzt. Es ist gesünder, es ist wahrhaftiger. Man soll nicht zurückschauen, soll Altes loslassen und vor allem nichts vorwegnehmen, nicht schon beim übernächsten Schritt sein, wenn man noch gar nicht losgegangen ist. Wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich……… und so weiter. Ja, ich bin auch eine Freundin von diesem Gedanken, ja, das Leben ist jetzt.
Und zugleich brauche ich das Kommende. Das Andere. Brauche ich Advent. Brauche ich sich öffnende Luken, Türen, Tore. Brauche ich Risse in Mauern, damit Licht hindurchscheint.
Es muss etwas Kommen. Bitte, komm doch, du, etwas. 
Wie in dem Adventslied "Nun komm, der Heiden Heiland". Also, nun komm, in die Welt, in alle Welt, auch in meine. Komm als Heiland (Dieses vergessene schöne Wort). Komm und heile. Besänftige, befreie, rette und misch auf.
Und reiß mich raus aus dem müden "Es kommt ja doch, wie es kommt".
"Nun komm, der Heiden Heiland", das ist ein getragenes Lied. Wie im Eselsschritt. Keine großen Tonsprünge, keine Überraschungen. Und es singt doch vom großen Staunen. Von dem, der da kommt.
"Der Mensch braucht (…) das Kommende - und zwar als etwas, das anders ist als das Jetzt." Das lese ich in der Geschichte von Jesu Einzug in Jerusalem: Jesus kommt anders. Und doch vertraut; mit der Sicherheit der alten Bilder, auf einer Eselin. Die Menschen können das einordnen. Doch dabei bleibt es nicht. Jesus führt sie nicht in eine Vergangenheit zurück. Nicht in alte Sicherheiten und Festlegungen. Die Eselin trägt den Friedenskönig durch die vollen Straßen, ins Leben. In die Zukunft. Denn er gibt Ihnen etwas: das sichere Gefühl, dass da Zukunft ist!
Es ist echt, wie sie sich freuen. Das Hoffen und Feiern. Diese Liebe und Leidenschaft für den König ist echt und gut. Aus den Hosianna-Rufen werden keine Kreuzigt-ihn-Hass-Parolen. Hier noch nicht. Erst später kommen sie. Und das Leiden kommt auch. Wieder. Es wird wieder geschehen. 
Diese Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem – wir erinnern uns - ist zugleich Advents- und auch Karfreitags-Geschichte. Es ist Jesu letzter Weg in die Stadt und dann auf den Berg Golgatha. Hinaus geht er nicht wieder.
Ich weiß noch, wie ich als Kind gedacht habe: Wieso machst du das, Jesus? Wieso gehst du da hin und lässt dich auf das alles ein? Steig ab vom Esel, geh zurück. Erzähl weiter Geschichten und tu Gutes. – So in der Art. Kindliche Sehnsucht.
Sehnsucht auch nach einem Alles-soll-gut-sein.
Dieser Friedenskönig weiß schon immer: Es ist nicht gut, es geht nicht alles gut. Gerade darum feiern wir ihn. Und brauchen ihn. Denn es wird nie gelingen, dass alles dunkel bleibt. Das ist Gottes Sache nicht.
Wo in der Geschichte stehen wir? Stehe ich? Bin ich eine hellauf Begeisterte? Eine fröhlich winkende? Ein emsig Palmen auf den Weg streuender…? Eine Zögerliche am Rande? Einer, der weitergeht und nur im Augenwinkel schaut? Jemand, der oder die sich abwendet, verächtlich?
Ich spüre: Ich will dieses Aufbrechen und Feiern nicht aufgeben, die Freude auf den, der da kommt. Er soll auch in mein Leben kommen. In meine innere Stadt, durch meine Straßen und Gedankengänge – …
Wilhelm Willms hat ein Gedicht dazu geschrieben:
Vielleicht
muss man so viel platz machen
so sehr sich selbst wegräumen
alles so sehr von sich selbst wegräumen
dass der herr platz bekommt zum erscheinen
da muss man hauchdünn werden
durch eine elefantenhaut
kann der herr nicht hindurch scheinen.
Ja, durchlässig sein für den, der da kommt.
Mich einlassen, Jesus einlassen, erwarten, Ausschau halten –
Er ist schon ganz nah. Immer ist Jesus schon ganz nah und kommt.
Amen. Wahrlich so sei es. Amen.

 


Musik

Nun komm, der Heiden Heiland
https://www.youtube.com/watch?v=ffX3X32UkTo

(aus St. Jakobi Peine, 2020)

 

 

Fürbittengebet 


Die Nacht ist vorgedrungen, 
der Tag aber nahe herbeigekommen. 
Wir warten im Dunkel, 
Gott, auf dich. 
Die Nacht ist vorgedrungen. 
Gewalt und Krieg beherrschen unsere Welt an so vielen Orten. 
Menschen sind anderer Menschen Verfolger und bringen Leid. Wir zweifeln an den Kräften des Guten.
So warten wir, Gott, auf dich.
Die Nacht ist vorgedrungen. 
Wir warten 
mit allen, die nicht mehr warten können, 
mit allen, die sich vor Raketen und Drohnen verkriechen müssen,  
mit allen, die der Hunger quält bis in den Schlaf, 
mit allen, die sich selbst aufgegeben haben, 
mit allen, in deren Köpfen böse Gedanken auf immer gleichen Bahnen kreisen, 
mit allen, die sich selbst fremd sind,
wir warten auf dich, Gott.
Die Nacht ist vorgedrungen. 
Sorge hält uns wach, Sorge um die Zukunft. 
Wir schauen in die Gesichter unserer Kinder und Enkel, 
wenn sie arglos liegen und schlafen, und fragen: 
In welcher Welt werden sie leben?
Welche Hoffnung wird sie tragen? 
Welcher Glaube wird sie bergen? 
Wir sind unsicher über uns selbst und unseren Weg durch die Zeit. 
So warten wir, Gott, auf dich.
Die Nacht ist vorgedrungen. 
Wir möchten Licht sein für die Menschen. 
Wir möchten Deine Liebe in die Welt tragen, 
Wir möchten trotzig bleiben und uns nicht unterkriegen lassen.
Gott, wandle uns und mach uns bereit, 
dich zu empfangen. 
Die Nacht ist vorgedrungen, 
die Trauer in der Familie H. ist groß. 
Wir fragen uns, wie sie den Schmerz aushalten können
und was nun gut tut.
Gott, sie brauchen dich jetzt. 
Und lass uns wohltuende Nachbarn sein.
Gott, in der Stille bringen wir vor Dich, was uns bewegt: 


(Stille) 


Wir warten im Dunkel, 
Gott, auf dich, und beten mit Jesu Worten:

Vaterunser


Vaterunser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

 


Lied 

EG 16, 5     Gott will im Dunkel wohnen… 


Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.

 

 

Segen


Gott segne Dich und er behüte Dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden. Amen.

Mit herzlichen Grüßen, Pfarrerin Brigitte Schöne
Teilen Sie mir gern Ihre Gedanken zum Gottesdienst oder Ihre Anregungen mit - ich freue mich:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder per Anruf: 030-84850080 (mit Anrufbeantworter)

 

 


Informationen: 


Herzliche Einladung zur KinderKirche am Sonnabend, den 14.12.2024 um 15 Uhr in unserer Kirche. Es erwarten Sie und Euch Katja Tobolewski, Pfrn. Schöne und Albrecht Gündel-vom Hofe (Klavier).

Den Gottesdienst am nächsten Sonntag, 3. Advent, 15.12.2024, feiern wir mit Pfrn. Brigitte Schöne und Dorina Adelsberger (Orgel) sowie unserem Instrumentalensemble unter Leitung von Rawad Abo.

Herzliche Einladung zum Weihnachtskonzert unseres Gospelchores am Sonntag, 15.12.24, um 16 Uhr in unserer Kirche.

„Der klingende Advent“- Jeden Tag ein Musikstück aus dem Kirchenkreis Steglitz. Abonnieren Sie den Adventskalender unter www.kirchenkreis-steglitz.de.

„Lebendiger Adventskalender“, freundliche Menschen aus unserer Nachbargemeinde Johannes öffnen fast täglich um 18 Uhr ihre Türen (Programme liegen aus).

Die heutige Kollekte wird für die Krankenseelsorge in Steglitz gesammelt und am Ausgang erbitten wir sie für unseren Besuchsdienst. 

Die Sammlung „Brot für Welt“ wird in diesem Jahr dem Projekt „Jeden Tropfen Wasser nutzen" in Peru zugutekommen. Informationen dazu im Dezember-Gemeindebrief, Seite 2. 
Bitte nutzen Sie die kleinen Papiertüten.

Spendenkonto: IBAN: DE34 5206 0410 1803 9663 99
BIC: GENODEF1EK1
Kennwort: Kollekte 8.12.2024
Wir leiten Ihre Kollekte ggf. weiter! Gern senden wir auch eine Spendenbescheinigung zu.