Psalm, Lieder, Gebete und Predigt von Pfarrerin Brigitte Schöne
Foto: Kirchentag
KirchentagsSonntag
Ich glaube. Heute bin ich mutig!
1. Korinther 16,13–14:
Bleibt hellwach und aufrecht
– im Gottvertrauen –
seid stark und zeigt, was in euch steckt!
Euer Tun und Lassen soll in Liebe geschehen.
Was ist dein Mut?
Wo hast du dich selbst überrascht?
„Von Abhängen gesprungen
in Löcher gefallen
mit der Liebe gerungen
gewonnen
verloren
wieder aufgestanden
Nein geflüstert
Ja geschrien
Eiszeiten überlebt
Die Wüste nicht gescheut
und trotz allerlei Differenzen mit mir
mich gegen nichts eintauschen wollen“ (Susanne Niemeyer)
Im Namen Gottes,
des Vaters
und des Sohnes
und der heiligen Geistkraft. Amen.
Gott über uns.
Gott um uns.
Gott in uns.
„Gott, mein Fels, meine Burg, mein Erretter.“
So steht's geschrieben in den Psalmen.
Seid willkommen, liebe Leserinnen und Leser.
Mutig, stark, beherzt - wie fühlen Sie sich gerade vor Ihrem Bildschirm?
Wie geht es uns allen dieser Tage?
Was auch immer ist: Legt es Gott hin.
Menschen sind da.
Und Gott ist da.
Und so ist es gut. Amen.
Begrüßung
Liebe Leserinnen und Leser,
vom 30. April bis 4. Mai 2025 findet in Hannover unter dem Motto „mutig – stark – beherzt“ der Deutsche Evangelische Kirchentag statt.
Um Gemeinden auf den Kirchentag einzustimmen, gibt es seit 2007 diesen besonderen Sonntag, den KirchentagsSonntag. Er soll eine Station auf dem Weg zum Kirchentag sein, soll informieren, Lust machen auf die Bibeltexte und Themen, will in die jeweilige Kirchentagsstadt einladen und die Gemeinden auf diesem Weg mitnehmen.
In diesen Tagen kommt mir die Losung des Kirchentages hilfreich entgegen. In den sich anbahnenden großen weltpolitischen Veränderungen höre ich die Losung „mutig – stark – beherzt“ mit offenen Ohren. Und ich bin neugierig darauf, ja bin geradezu bedürftig zu hören, was biblische Texte mir in das Heute sagen wollen.
„mutig – stark – beherzt“ – lassen wir uns ermutigen, stärken und unser Herzen füllen mit Gottes Wort und Nähe.
Lied: Evang. Gesangbuch 452, 1-2 und 5 Er weckt mich alle Morgen
1) Er weckt mich alle Morgen,
Er weckt mir selbst das Ohr.
Gott hält sich nicht verborgen,
führt mir den Tag empor,
dass ich mit Seinem Worte
begrüß das neue Licht.
Schon an der Dämmrung Pforte
ist Er mir nah und spricht.
2) Er spricht wie an dem Tage,
da Er die Welt erschuf.
Da schweigen Angst und Klage;
nichts gilt mehr als Sein Ruf.
Das Wort der ewgen Treue,
die Gott uns Menschen schwört,
erfahre ich aufs neue
so, wie ein Jünger hört.
5) Er will mich früh umhüllen
mit Seinem Wort und Licht,
verheißen und erfüllen,
damit mir nichts gebricht;
will vollen Lohn mir zahlen,
fragt nicht, ob ich versag.
Sein Wort will helle strahlen,
wie dunkel auch der Tag.
Psalm 18
Herzlich lieb hab ich dich, Gott, meine Stärke!
Gott, mein Fels, meine Burg, mein Erretter;
mein Gott, mein Hort, auf den ich traue,
mein Schild und Berg meines Heils und mein Schutz!
Leitvers: Gott, gib mir Mut, halt du mich fest, gib du mir Kraft.
Gott, ich rufe dich an, du Hochgelobter,
so werde ich vor meinen Feinden errettet.
Es umfingen mich des Todes Bande,
und die Fluten des Verderbens erschreckten mich.
Leitvers: Gott, gib mir Mut, halt du mich fest, gib du mir Kraft.
Des Totenreichs Bande umfingen mich,
und des Todes Stricke überwältigten mich.
Als mir angst war, rief ich meinen Gott an
und schrie zu ihm.
Leitvers: Gott, gib mir Mut, halt du mich fest, gib du mir Kraft.
Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel,
und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren.
Er streckte seine Hand aus von der Höhe
und fasste mich und zog mich aus großen Wassern.
Leitvers: Gott, gib mir Mut, halt du mich fest, gib du mir Kraft.
Er ward meine Zuversicht.
Er führte mich hinaus ins Weite,
er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir.
Gott, du gibst meinen Schritten weiten Raum,
dass meine Knöchel nicht wanken.
Leitvers: Gott, gib mir Mut, halt du mich fest, gib du mir Kraft.
Der Herr lebt! Gelobt sei mein Fels!
Der Gott meines Heils sei hoch erhoben.
Darum will ich dir danken, Gott,
unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.
Leitvers: Gott, gib mir Mut, halt du mich fest, gib du mir Kraft.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen. (Ps 18,2–7.17.19b.20.37.47.50)
Gebet:
Gott, es ist nicht leicht mutig, stark, beherzt zu sein.
Es klingt so einfach.
Aber dann erleben wir doch Situationen,
in denen wir hinter unseren Potentialen zurückbleiben.
Die Fülle der Themen und Probleme in deiner Welt überfordert uns. Wir bitten dich:
Dass wir beherzigen, dass wir nicht alles zeitgleich sein müssen.
Aber in den richtigen Situationen über uns hinauswachsen.
Lass Liebe und Menschlichkeit uns leiten,
dass wir unseren Mund im richtigen Moment aufmachen.
Lass uns nicht vergessen, welche Werte uns am Herzen liegen,
damit wir sie in dieser Welt entdecken, stärken, verwirklichen.
Lass uns auch bei unbequemen Themen das Gespräch suchen
und unseren Mund zum Werkzeug des Friedens machen.
Wenn wir gemeinsam daran glauben,
dass du mit uns diese Schritte gehst.
Gott, erbarme Dich unser.
Zuspruch:
Gott – Du hörst unsere Klagen.
Unsere Sorgen, unsere Fragen – Du weißt sie.
Du kennst uns.
Dafür will ich Dir danken.
Du trägst unsere Lasten mit uns.
Deshalb vertraue ich Dir.
Ich lobe Dich für die Liebe.
Sie ist für alle da.
Ich will einstimmen mit allen, die Dein Lob singen. Amen.
Gebet
Gott, meine Augen sind offen,
sehen die Welt,
sehen Wunderbares und Schlimmes.
Bitte schau mit mir hin und sieh es an.
Gott, meine Ohren sind wach.
Sie hören von Liebe und Gewalt
und so viel anderem.
Hör hin, Gott, ich bitte Dich.
Gott, mein Herz fühlt so viel.
Freude und Schmerz – immer ist alles da.
Bitte fühle mit mir und allen Deinen Menschenkindern.
Du wirst da sein – immer und in allem,
was wir sehen, hören fühlen.
Du und Jesus.
Und die heilige Kraft Deines Geistes.
Darum vertrauen wir dir. Amen.
Liebe Leserinnen und Leser,
drei kurze biblische Lesungen werden wir jetzt lesen. Und wir lesen sie in jeweils zwei verschiedenen Übersetzungen:
Die uns vertraute Lutherübersetzung und die Übersetzung in sogenannter leichter Sprache.
So eröffnen sich uns möglicherweise Räume.
So erschließen sich uns die Worte in tieferem Sinn.
Erste Lesung: aus dem Buch des Propheten Jeremia Kapitel 29, Vers 7
Suchet der Stadt Bestes,
dahin ich euch habe wegführen lassen,
und betet für sie zum HERRN;
denn wenn’s ihr wohlgeht,
so geht’s euch auch wohl.
Lutherbibel 2017
So spricht Gott: Sucht in der Stadt das Gute.
Schafft in der Stadt das Gute.
Dann geht es der Stadt gut.
Und dann geht es euch gut.
Betet für Frieden in der Stadt.
Damit auch ihr in Frieden lebt.
Leichte Sprache
Zweite Lesung: aus dem 1. Brief des Paulus an die Christen in Korinth (1 Kor 16,13–14)
Wachet,
steht im Glauben,
seid mutig und seid stark!
Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!
Lutherbibel 2017
Lebt mit Neugier in der Welt.
Vertraut Gott.
Seid mutig und stark.
Was ihr tut und was ihr lasst:
Macht alles in Liebe
Leichte Sprache
Dritte Lesung: aus dem 2. Brief des Paulus an die Christen in Korinth (2 Kor 12,9–10)
Und er hat zu mir gesagt:
Lass dir an meiner Gnade genügen;
denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.
Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne.
Lutherbibel 2017
Gott hat mir gesagt: Ich liebe dich.
Ich rette dich. Das ist genug.
Ich liebe und rette dich: besonders wenn du schwach bist.
Und Gott sagte: Vertraue mir.
Meine Kraft hilft schwachen Menschen.
Die Worte von Gott machen mir Mut.
Mit Stolz zeige ich es allen: Ich bin schwach.
Und dann zeigt sich die Kraft von Jesus.
Seine Kraft zieht bei mir ein.
Leichte Sprache
Glaubensbekenntnis
Bekenntnisse können wir immer wieder neu formulieren. Es soll ja unser ganz eigenes Bekenntnis sein. Die Arbeitsgruppe “Leichte Sprache“ des Kirchentages hat das ebenso versucht. Sprechen wir heute miteinander dieses Bekenntnis.
Daran glaube ich:
Gott liebt die Menschen.
Gott ist wie ein Vater.
Und wie eine Mutter.
Und auch ganz anders.
Gott hat die Welt gemacht: Den Himmel und die Erde.
Gott schenkt alles Leben.
Daran glaube ich:
Gott liebt die Menschen.
Deshalb wurde Jesus geboren.
Jesus erzählte von Liebe:
Auch von der Liebe zu Feinden.
Jesus gab Menschen Frieden für die Seele.
Jesus erzählte vom Reich von Gott.
Einige Menschen wollten den Tod von Jesus.
Jesus wurde gequält.
Er wurde getötet.
Er war 3 Tage bei den Toten.
Dann gab es für Jesus ein neues Leben:
Im Himmel. Bei Gott.
Jesus sieht die Lebenden.
Er sieht die Toten.
Jesus ist ein Richter für alle.
Jesus liebt die Menschen:
Deshalb verzeiht Jesus.
Daran glaube ich:
Gott liebt die Menschen.
Deshalb kommt von Gott eine Kraft.
Durch diese Kraft atmen wir.
Durch diese Kraft leben wir.
Auch jetzt ist Gott uns nah:
Wir atmen.
Wir leben.
Wir sind zusammen.
Wir sind auch zusammen Kirche.
Wir vertrauen und hoffen auf Gott.
Gott verzeiht uns das Böse.
Und Gott schenkt uns Leben.
Das Leben ist stärker als der Tod.
Das ist mit Gott immer so.
Immer. Ewig.
Daran glaube ich.
Predigt
Liebe Gemeinde,
„Mutig – Stark – Beherzt“ – diese drei Worte werden Ende Mai überall in Hannover auf Plakaten und Werbewänden zu sehen sein.
„Mutig – Stark – Beherzt“ – und darunter wird stehen: Evangelischer Kirchentag!
Wie gut, dass das drunter steht, denn damit ist klar: Es handelt sich hier nicht um Wahlwerbung oder um einen perfekten Slogan für ein Managementseminar. Mit diesem Zusatz und auf dem Hintergrund der lila-Farbe – die ja für Kirche steht – kann es also nicht darum gehen, dass nur wieder von mir gefordert wird z.B. mutig zu sein oder stark (besonders in dieser Zeit). Auch beherzt Handeln muss ich nicht, aber ich kann! Es ist mir möglich!
Denn Mut und Stärke und Beherztheit hat eben diesen lila Hintergrund, diesen violetten Untergrund. Die Farbe steht für Kirche – Gemeinde - Gott. Und das will heißen: Mutig, stark, beherzt – das geht, weil wir auf etwas stehen: Als Gottes Kinder auf festem Boden.
Die Losung des Kirchentages 2025 beruht auf einem Vers im 1. Korintherbrief, im Kapitel 16.
Ab Vers 13 heißt es:
„Bleibt hellwach und aufrecht – im Gottvertrauen – seid stark und zeigt, was in euch steckt!
Euer Tun und Lassen soll in Liebe geschehen. (1 Kor 16, Vers 13 und 14)
Liebe Gemeinde, der Apostel Paulus leitet mit diesen Worten den Schluss des 1. Briefes an die Korinther ein. Es ist ein Brief an die noch junge Gemeinde in Korinth. Paulus beantwortet darin viele Fragen dieser lebendigen Gemeinde. Trotz ihrer positiven Lebendigkeit durchlebt die Gemeinschaft auch heftige Konflikte und Unsicherheiten auf der Suche nach dem richtigen Glauben und der Gemeinschaft mit Christus.
Der Schluss dieses Briefes ist kurz und kraftvoll. Er schaut noch einmal auf das zuvor Gesagte zurück.
„Bleibt hellwach und aufrecht – im Gottvertrauen – seid stark und zeigt, was in euch steckt!
Euer Tun und Lassen soll in Liebe geschehen. (1 Kor 16, Vers 13 und 14)
Zuspruch will Paulus geben. Zuspruch im besten Sinne.
mutig – stark – beherzt sollen sie also sein, die Christen in Korinth. Und wir auch, heute, in unseren Tagen. Und wir können es! Sagt Paulus. Jede und jeder von uns kann es und alle miteinander als Gemeinde Jesu Christi können es ebenso.
Lassen Sie uns ein bisschen darüber nachdenken, was das heute für uns heißen kann. Und halten wir dabei Paulus und also die Bibel fest im Blick.
„Bleibt hellwach und aufrecht – im Gottvertrauen“, oder mit den Worten der Losung gesprochen noch kürzer: mutig bleiben. Wenn ich diese Worte heute lese, dann denke ich sogleich: Mir geht der Mut dieser Tage mehr und mehr abhanden. Mir fällt es überaus schwer, hellwach zu bleiben. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich: Ich mag schon gar nicht mehr Nachrichten sehen, weil ich kaum aushalten kann, was ich da alles hören und lesen und sehen muss. Ich muss mich zu den Nachrichten zwingen …denn sie werden mich - das weiß ich schon vorher- völlig aus der Ruhe bringen. Ich möchte mich nur noch in meine kleine Welt verschließen, möchte mich gern in eine schöne Ecke zurückziehen. Nur in welche?
Zugleich bin ich wie angezogen von den news-Portalen. Es ist derzeit so viel in Bewegung - weltweit und nahebei. Ich höre und lese und sehe - ich bleibe dran, weil ich Sorge habe, etwas zu verpassen und dann nicht mehr zu verstehen oder den Überblick zu verlieren. Oder nicht vorbereitet zu sein auf was auch immer.
Ich möchte mutig sein, aber kann ich das denn noch schaffen angesichts einer Welt voller polarisierender Pole? Angesichts von strategischer Verwirrung und Dummheit und Egoismus und …und …und…
Kann in so einer Welt noch Gottvertrauen gelingen? Oder anders gefragt: Wie und wofür können in so einer Welt noch Gottvertrauen und Mut gelingen, wie sie im Bibeltext und der Losung verkündet werden? Wir hätten allen Grund dazu, den Kopf in den Sand zu stecken und alles an uns vorbei ziehen zu lassen.
Aber halt! Hören wir auf Paulus. Nehmen wir ihn ernst, wenn er sagt: „seid stark und zeigt, was in euch steckt!
Ich lese diesen Teil nicht nur als Mahnung oder Auftrag, sondern vor allem als Zuspruch: Es „steckt“ etwas in mir. Es „steckt“ etwas in Dir. Es „steckt“ etwas in uns allen. In jedem von uns „steckt“ Wunderbares und Gottgewolltes, stecken Gaben und Talente.
Damit können wir den Weltbewegungen wohl kein Gegengewicht entgegenstellen, aber doch unsere „kleine Welt“ prägen und bewegen. (Gestern habe ich mindestens 20 politische Aufkleber von Laternenpfählen gepult, weil ich es nicht ertrage, dass mir da so hässliche und menschenverachtende Worte entgegen prangen wenn immer ich meine Straße entlang gehe. Und ich mache das auch, weil ich nicht möchte, dass sich die Stimmung dieser Worte in unsere Herzen äzt).
Wir können bewegen! Ich denke da an die guten Organisatoren unter uns. Die Ideengeberinnen und mitreißenden Energiebündel. Ich denke an die ruhigen und bedachten, die wenig sagen, aber wenn, dann viel. Ich denke an die gute Freundin, die mir zuhört, an den leidenschaftlichen Gärtner, der die Welt so schön und den Reichtum der Erde sichtbar macht. Ich denke an die kluge Rednerin, die Worte findet, für das, was mich bewegt und auch noch Perspektiven anzubieten hat.
In uns stecken Stärken und Gefühle: Ich denke an die Menschen, die sich um Migranten kümmern, da es sie nicht kalt lässt, wie es anderen geht. Ich denke an die Person, die nicht am Bettler in der Fußgängerzone vorbei ging. Die der völlig gestressten Bäckereiverkäuferin -die da allein einer langen ungeduldigen Menschenschlange entgegen arbeitete- beherzt ein Trinkgeld gibt und ein Lächeln dazu.
Da steckt so viel in uns! Gott - ja ihm - sei Dank! Wir tragen etwas Gottgewolltes in uns. Und wer das nicht einfach so annehmen mag, der oder die sei an die Taufe erinnert: Taufe bedeutet Gottes Zustimmung zu uns. In der Taufe mit dem Kreuzeszeichen gesegnet zu werden zeigt diese Gottesnähe zu uns an. Wir tragen also etwas Gottgewolltes in uns – unsere ganz einmalige Wesensart ist gottgewollt! Und: Wir sind auf unserem Weg begleitet - durch Gottes guten Geist. „Die Heilige Geistkraft ist Gott in uns“ – unsere Kraft, Stärke und Antrieb.
Wie oft vergessen wir diese Zusage. Sich daran zu erinnern, braucht regelmäßig Zeit.
Nehmen wir uns also immer wieder Zeit, uns der eigenen Gottesgaben und Stärken bewusst zu werden und sie als Kraftquelle für das eigene Tun zu sehen.
Vielleicht ist das eine schöne Aufgabe für die kommende Woche – sozusagen gegen den Frust der Zeit: Sich jeden Tag einer Gottesgabe bewusst zu werden. Sie jeden Tag auf ein Kärtchen zu schreiben – und dann am Ende der Woche sieben davon zu haben. Sieben Karten als handfester Beweis meiner Stärke. Kann das nicht Mut machen?
Der Bibeltext endet mit dem Satz: „Euer Tun und Lassen soll in Liebe geschehen.“ Im griechischen Ursprungstext steht das Wort „Agape“. Das Wort kann übersetzt werden mit dem deutschen Wort Liebe. Doch es hat viel weitere Bedeutungen. Es ist nicht eingeengt auf ein (gegenseitiges) Gefühl. Der griechische Begriff meint Zuwendung. Es geht um die freie, wertschätzende, unbedingte, zum Leben helfende Zuwendung zum Gegenüber. Mit der Losung gesprochen, „beherztes, also mit Herz (Handeln)“. Das Wort Herz ist im Alten Testament auch ein Bild für den ganzen Menschen. Wir bekommen mit dem Satz die Erinnerung, unseren Mitmenschen beherzt und wertschätzend zu begegnen.
Das können wir im Alltag dauernd. So lässt jemand die gestresste Mutter mit ihrem weinenden Kind im Kinderwagen und ihren drei Einkäufen an der Kasse vor. Oder ein anderer bedankt sich bei der Zugbegleiterin für ihre Freundlichkeit und Arbeit, auch wenn der Zug mal wieder extrem verspätet ist. So nimmt sich jemand ein Herz und spricht den Menschen an, der ihm oder ihr schon so lange einsam begegnet ist.
Immer wieder sind wir im Alltagsgeschehen. Angesichts der turbulenten Welt scheint uns das zu wenig zu sein. Doch sollen wir genau an der Stelle, auf die wir gestellt sind, das unsrige in Gottes Sinne tun. Die Welt verändert sich hier!
Sollte uns das Gefühl beschleichen, dass unser Gottvertrauen und unser Mut nicht reichen angesichts des Krisenmodus, in dem sich unsere Welt befindet, dann hören wir auf einen klugen Satz von Max Fischer, einem deutschen Schriftsteller und Architekten, der sagt: „Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen!“
Wichtig ist unser Vertrauen in solchen Zeiten. Unser Vertrauen in Gott. Denn: „Es kommt nicht allein auf mich an. Gott schenkt uns seinen Zuspruch. Wir sind die Beschenkten.“
Und wir sollten uns deutlich machen: Wir sind nicht allein unterwegs. Wir gehören zur Gemeinde Jesu. Wir gehören zu dieser Bachgemeinde und gehen unseren Weg mit anderen gemeinsam. Unser Hintergrund ist die Farbe lila.
Das alles beschäftigte auch die Gemeinde in Korinth. Auch sie suchten Orientierung und Mut zum gemeinsamen und guten Handeln. Das Anfangen, Veränderung im Kleinen anstoßen und sich dabei zusammen zu finden hat nebenbei, wie die Psychologieforschung aufzeigt, einen großen Anteil an psychischer Gesunderhaltung. So ist die Kirchentagslosung also, wie anfangs schon gesagt, kein Slogan aus einem Managementseminar. Die Kirchentagslosung vor dem Hintergrund der Bibel ist Einladung, Zuspruch und Erinnerung: mutig – stark – beherzt. Wir werden eingeladen, immer wieder aufs Neue Gott-Vertrauen wagen zu dürfen, – Werft euer Vertrauen auf ... nicht weg! Wir erhalten den Zuspruch, Gaben in uns zu tragen und durch die Gegenwart der Heiligen Geistkraft nicht allein zu sein. Es kann und darf daraus die eigene Kraft geschöpft werden. Und schließlich werden wir erinnert, aktiv zu werden und aus unserem Gottvertrauen unsere Stärken einzusetzen. Damit Begegnung mit der wertschätzenden Liebe gelingt. Aus diesem Grund: „Bleibt hellwach und aufrecht – im Gottvertrauen – seid stark und zeigt, was in euch steckt! Euer Tun und Lassen soll in Liebe geschehen.“ Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
Fürbitten und Vater unser
Wir beten und antworten nach jeder Bitte mit einem Gebetsruf.
I
Gott,
„sei mutig“ - das sagt sich so leicht.
Vieles entmutigt uns ja vielmehr.
Wir blicken auf das Weltgeschehen und sehen:
Altbewährtes wird in Frage gestellt und die Alternativen werfen viele Fragen und große Unsicherheit auf.
Einzelne Menschen haben zu viel Macht und wir fürchten, dass sie diese nicht in den Dienst des allgemeinen Wohls stellen werden.
Menschen verlieren sich und andere im Krieg.
Menschen wissen nicht, woher sie sauberes Wasser
oder ein sicheres Dach über dem Kopf finden sollen.
Der Zugang zur Bildung ist ihnen verwehrt.
Grundbedürfnisse und Grundrechte zum Leben werden ihnen vorenthalten.
Und wir fragen: Was können wir schon tun?
Doch, Gott, wir wissen. Wir können!
Etwas tun.
Mit Geduld.
Mit dem Mut, den du uns schenkst,
können wir uns einsetzen für den Frieden in der Welt.
Wir bitten Dich: Mach uns Mut,
dass wir unsere Stimme erheben dort,
wo einem Menschen Unrechtes widerfährt,
wenn ihm oder ihr der sichere Raum verwehrt wird,
wenn ihm die Nahrung und der Zugang zum frischen Wasser nicht möglich ist.
Gemeinsam rufen wir zu Dir:
Mach uns Mut für das Leben im Alltag der Welt.
Alle: Mach uns Mut für das Leben im Alltag der Welt
II
Gott, „sei stark“,
das sagt sich so leicht.
Vieles lässt uns die Kraft verlieren.
Die Trauer um einen Menschen greift nach uns.
Gott, „sei stark“,
das sagt sich so leicht.
Die Überforderungen in der Schule, im Beruf, zu Hause in der Familie und manchmal sogar im Ehrenamt
lassen uns oft nicht mehr schlafen.
Andere wissen immer alles besser, meinen sie,
und machen uns sprachlos und mundtot.
Die Sprache ist grob und verletzend –
und das Verhalten vieler ebenso.
Wir bitten Dich: Mach uns stark,
dass wir uns nicht unterkriegen lassen.
Keiner soll uns unsere Würde wegreden.
Richte uns auf, lass uns den Blick aufheben.
Und wir sagen der einen ein Trostwort
und setzen uns ein für den anderen,
für den Freund und für die ferne Nächste.
Gemeinsam rufen wir zu Dir:
Stärke uns für das Leben im Alltag der Welt.
Alle: Stärke uns für das Leben im Alltag der Welt
III
Gott, „sei beherzt“,
das sagt sich so leicht.
Kaum mehr gelingt es zu unter-, zu entscheiden,
was richtig und was falsch,
was gut und was böse,
was wahr ist und was gelogen.
Da sollen wir beherzt unsere Meinung vertreten?
Wir bitten Dich:
Dein Wort, Deine Liebe, Deine Kraft lass uns zu Herzen nehmen,
auf dass unser Herz überquelle
aus lauter Menschlichkeit, Freude zum Leben, Liebe zum Frieden. Gemeinsam rufen wir zu Dir:
Lass uns beherzt gehen in das Leben im Alltag der Welt.
Alle: Lass uns beherzt gehen in das Leben im Alltag der Welt.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns persönlich bewegt. STILLE
Mit Jesu Worten beten wir: Vater unser…
Lied: EG 421 Verleih uns Frieden gnädiglich
Verleih uns Frieden gnädiglich
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden. Amen.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pfarrerin Brigitte Schöne und Pfarrer Oliver Matri
Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Gottesdienst haben, dürfen Sie uns gerne schreiben:
Informationen:
Den nächsten Gottesdienst feiern wir am kommenden Sonntag, 23. Februar 2025, mit Pfrn. Brigitte Schöne, Sabine Erdmann (Orgel) und Leila Schoeneich (Flöte).
Unser Gemeindesaal wir an diesem Sonntag anlässlich der Bundestagswahl Wahllokal sein. Es wird ein „Wahlcafe“ geöffnet sein, zu dem Sie herzlich eingeladen sind.
Vom 30. April bis 4.Mai wird in Hannover der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag stattfinden.
"Mutig - stark - beherzt": So lautet das Motto. Die Initiatoren rufen dazu auf, inmitten aller Krisen und Konflikte die Probleme der Zeit beherzt anzupacken. Herzliche Einladung! Anmeldung ist online möglich.
Eine Fahrrad-Pilgertour führt ab Samstag, 26. April unter der Leitung von Superintendentin Christa Olearius und Diakon Heiko Reschke zum Kirchentag nach Hannover.
Vorbereitungstreffen dazu am Dienstag, 25. Februar um 18 Uhr im Paulus-Zentrum, Hindenburgdamm 101 B.
Informationen unter: www. kirchenkreis-steglitz.de/pilgern
Die heutige Kollekte sammeln wir in den Reihen für die Kirchentagsarbeit. Am Ausgang erbitten wir eine Spende für den Blumenschmuck auf dem Altar. (Derzeit müssen wir die Blumen kaufen).
Spendenkonto: IBAN: DE34 5206 0410 1803 9663 99
BIC: GENODEF1EK1
Kennwort: Kollekte 16.02.2025 (und gewünschter Verwendungszweck)
Wir leiten Ihre Kollekte ggf. weiter! Gern senden wir auch eine Spendenbescheinigung zu.