Psalm, Lieder, Gebete und Predigt von Pfarrer Oliver Matri

Biblischer Vers für die Woche:
„Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“
2. Korinther 5, 10a
Liebe Leserinnen und Leser,
Herzlich willkommen zu dieser Andacht zum vorletzten Sonntag des Kirchenjahres! Wir stimmen uns ein mit dem Wochenspruch, der auf den ersten Blick vielleicht irritiert: „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi."
Ein Wort, das uns nicht ängstigen soll, sondern uns aufmerksam macht:
auf die Bedeutung unseres Lebens,
auf die Verantwortung, die wir tragen,
und auf den Gott, vor dem wir stehen dürfen –
einem Gott, der uns kennt, der gerecht ist und barmherzig.
Wir sind in einer Zeit, in der die Tage kürzer werden und die Dunkelheit länger bleibt.
Einer Zeit, in der viele Menschen innehalten, zurückschauen, erinnern,
und fragen nach dem, was bleibt.
Wir bringen heute vor Gott, was uns bewegt: Freude und Dank, aber auch das, was schwer ist.
Lied
Es ist gewisslich an der Zeit (EG 149, 1-3)
1) Es ist gewisslich an der Zeit,
dass Gottes Sohn wird kommen
in seiner großen Herrlichkeit,
zu richten Bös und Fromme.
Da wird das Lachen werden teu'r,
wenn alles wird vergehn im Feu'r,
wie Petrus davon schreibet.
2) Posaunen wird man hören gehn
an aller Welten Ende,
darauf bald werden auferstehn
die Toten all behände;
die aber noch das Leben han,
die wird der Herr von Stunde an
verwandeln und erneuen.
3) Danach wird man ablesen bald
ein Buch, darin geschrieben,
was alle Menschen, jung und alt,
auf Erden je getrieben;
da denn gewiss ein jedermann
wird hören, was er hat getan
in seinem ganzen Leben.
Psalm 50, 1–6.14–15.23
Gott, der Herr, der Mächtige, redet und ruft der Welt zu
vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.
Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes.
Unser Gott kommt und schweiget nicht.
Fressendes Feuer geht vor ihm her
und um ihn her ein gewaltiges Wetter.
Er ruft Himmel und Erde zu,
dass er sein Volk richten wolle:
Versammelt mir meine Heiligen,
die den Bund mit mir schlossen beim Opfer.
Und die Himmel werden seine Gerechtigkeit verkünden;
denn Gott selbst ist Richter.
Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde,
und rufe mich an in der Not,
so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.
Wer Dank opfert, der preiset mich,
und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes.
Gebet
Herr, Jesus Christus,
du kennst unsere Wege – die hellen und die dunklen.
Du weißt, wo wir mutlos sind, wo uns Schuld bedrückt,
wo wir uns nach einem neuen Anfang sehnen.
Wenn wir an Grenzen stoßen,
wenn Leid und Vergänglichkeit uns ängstigen,
wenn Fragen in uns lauter sind als Antworten –
dann lass uns deine Nähe spüren.
Wenn wir uns selbst im Weg stehen,
wenn wir einander wehtun oder uns verschließen,
dann öffne uns für Versöhnung und Frieden.
Herr, erbarme dich.
Gnadenzuspruch
Im Buch Hiob heißt es:
„Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben.“ (Hiob 19,25)
Gott hat das letzte Wort, und er ist treu und voller Erbarmen.
Gebet
Gott des Lebens,
du hältst unsere Zeit in deinen Händen.
Du kennst unsere Sehnsüchte und unsere Sorgen,
unsere Hoffnung und unsere Angst.
Schenke uns ein offenes Herz für dein Wort,
das tröstet und aufrichtet,
das uns begleitet durch Licht und Dunkel.
Lass uns erfahren, dass du uns nahe bist –
heute und an jedem Tag unseres Lebens.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schafft,
jetzt und in Ewigkeit.
Amen.
Evangelium
Matthäus 25, 31-46
Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.
Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.
Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht.
Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen.
Lied
Es ist gewisslich an der Zeit (EG 149, 5-7)
4) O weh dem Menschen, welcher hat
des Herren Wort verachtet
und nur auf Erden früh und spat
nach großem Gut getrachtet!
Er wird fürwahr gar schlecht bestehn
und mit dem Satan müssen gehn
von Christus in die Hölle.
5) O Jesu, hilf zur selben Zeit
von wegen deiner Wunden,
dass ich im Buch der Seligkeit
werd angezeichnet funden.
Daran ich denn auch zweifle nicht,
denn du hast ja den Feind gericht'
und meine Schuld bezahlet.
6) Derhalben mein Fürsprecher sei,
wenn du nun wirst erscheinen,
und lies mich aus dem Buche frei,
darinnen stehn die Deinen,
auf dass ich samt den Brüdern mein
mit dir geh in den Himmel ein,
den du uns hast erworben.
7) O Jesu Christ, du machst es lang
mit deinem Jüngsten Tage;
den Menschen wird auf Erden bang
von wegen vieler Plage.
Komm doch, komm doch, du Richter groß,
und mach uns bald in Gnaden los
von allem Übel. Amen.
Predigt
Hiob 14 (Lutherbibel 2017)
Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Doch du tust deine Augen über einen solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst. Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer! Sind seine Tage bestimmt, steht die Zahl seiner Monde bei dir und hast du ein Ziel gesetzt, das er nicht überschreiten kann: so blicke doch weg von ihm, damit er Ruhe hat, bis sein Tag kommt, auf den er sich wie ein Tagelöhner freut.
Denn ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist; er kann wieder ausschlagen, und seine Schösslinge bleiben nicht aus. Ob seine Wurzel in der Erde alt wird und sein Stumpf im Staub erstirbt, so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers und treibt Zweige wie eine junge Pflanze. Stirbt aber ein Mann, so ist er dahin; kommt ein Mensch um – wo ist er? Wie Wasser ausläuft aus dem See, und wie ein Strom versiegt und vertrocknet, so ist ein Mensch, wenn er sich niederlegt, er wird nicht wieder aufstehen; er wird nicht aufwachen, solange der Himmel bleibt, noch von seinem Schlaf erweckt werden.
Ach dass du mich im Totenreich verwahren und verbergen wolltest, bis dein Zorn sich legt, und mir eine Frist setzen und dann an mich denken wolltest! Meinst du, einer stirbt und kann wieder leben? Alle Tage meines Dienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung kommt. Du würdest rufen und ich dir antworten; es würde dich verlangen nach dem Werk deiner Hände. Dann würdest du meine Schritte zählen und nicht achtgeben auf meine Sünde. Du würdest meine Übertretung in ein Bündlein versiegeln und meine Schuld übertünchen.
Doch ein Berg kann zerfallen und vergehen und ein Fels von seiner Stätte weichen, Wasser wäscht Steine weg, und seine Fluten schwemmen die Erde weg: so machst du die Hoffnung des Menschen zunichte. Du überwältigst ihn für immer, dass er davon muss, entstellst sein Antlitz und lässt ihn dahinfahren. Sind seine Kinder in Ehren, das weiß er nicht, oder ob sie verachtet sind, das wird er nicht gewahr. Nur sein eigenes Fleisch macht ihm Schmerzen, und nur um ihn selbst trauert seine Seele.
Es ist November. Am Fenster perlen die Regentropfen herab. Draußen fallen die letzten Blätter von den Bäumen, braun und abgestorben. Vergänglichkeit überall. Pogromgedenken, Volkstrauertag, bald Ewigkeitssonntag – der Tod ist gerade allgegenwärtig. Eine gewisse Endzeitstimmung kommt auf. Ich schaue aus dem Fenster und denke: „Muss das sein? Wozu soll das gut sein?“
Da sehe ich Hiob im Nieselregen stehen. Er gestikuliert – mit einer Handbewegung lädt er mich ein, mit ihm spazieren zu gehen. „Na gut“, geht es mir durch den Kopf, „schaden kann es ja nicht. Wenn irgendjemand etwas über die Ambivalenz, die Zwiespältigkeit des Lebens sagen kann, dann ja wohl Hiob!“ Er, der viel hatte, und der dann alles verloren hat – seinen Besitz, seine Kinder, sogar seine eigene Gesundheit! Der mit Gott hadert und ringt wie kein anderer – und der Gott doch nicht loslässt, nicht aufgibt.
Jetzt aber los, auf nach draußen und losspaziert. Nach ein paar Minuten bricht Hiob unser Schweigen: „Damit das gleich klar ist: Ich habe keine endgültigen Wahrheiten dabei. Aber ich nehme dich gerne mit in mein Fragen und mein Suchen!“
„Ja, Hiob, ist schon klar. Ich möchte dir danken für deine Poesie: ‚Der Mensch geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.‘ – Du, Hiob, findest Worte, wenn ich sprachlos bin angesichts von Tod und Leid und Vergänglichkeit. Du sprichst die Dinge an, die ich am liebsten ausblenden würde – und die doch zur Realität dazu gehören. Und du tust das auf schöne, auf poetische Art und Weise – paradox. „Mit Schönheit die Realität verunstalten“ – so hat das jemand genannt.“
„Sieh mal“, sagt Hiob, „da drüben ist der Friedhof. Das will mir nicht in den Kopf: Da sind wir schon vergänglich, unsere Tage sind gezählt – und dann zieht Gott uns auch noch ins Gericht. Will Rechenschaft von uns über unser Leben. Kann er uns nicht wenigstens in Ruhe lassen, wenn er schon unser Leben so begrenzt?“
„Aber Hiob“, entgegne ich etwas voreilig, „Gott ist doch ein ganz besonderer Richter, er ist gerecht und barmherzig zugleich!“ – Hiob verdreht die Augen. „Ja, ich weiß auch, dass Gott barmherzig ist. Aber davon sehe ich in meinem Leben gerade nicht sehr viel. Manchmal war mein Leid so groß, dass ich dachte: Das barmherzigste wäre gewesen, Gott hätte mich gleich sterben lassen! Dann wäre mir das Leid erspart geblieben.
Und dazu noch dieses Gefühl, dass Gott mich in all dem auch noch beobachtet und beurteilt… davon hab ich mir eine Auszeit gewünscht! Bis ins Totenreich wäre ich dafür gegangen, nur um einmal meine Ruhe zu haben, auch von Gott! – Da habe ich mit Gott gerungen, und dabei gemerkt: Gott sitzt mir gar nicht im Nacken. Gott hält es aus, wenn ich Abstand brauche, Freiraum brauche. Er lässt mich gehen, und wartet geduldig – bis ich bereit bin, zurück zu kommen zu ihm.“
„Ja“, antworte ich, „du formulierst diesen überraschenden Wunsch, von Gott wegzukommen – aber selbst das tust du noch im Dialog mit Gott, in der ‚Du‘-Form! Was für eine Spannung: Mit Gott von Gott wegkommen! Der große Theologe Karl Barth hat dazu gesagt: ‚Es gibt zwar eine Gottlosigkeit des Menschen, es gibt aber laut des Wortes von der Versöhnung keine Menschlosigkeit Gottes‘. Ich verstehe das so: Wir Menschen lassen Gott zwar manchmal los, entfernen uns von ihm – aber Gott lässt uns nicht los. Gott hält an uns fest.“
Ein Lächeln huscht über Hiobs Gesicht, als ob er sich verstanden fühlt. Er fährt fort: „Und dass Gott richtet – ja, das hat auch positive Seiten: Gericht heißt doch auch: Gott schafft Gerechtigkeit. Auch für die, die auf menschlichen Wegen nicht zu ihrem Recht gekommen sind: Die zahllosen, namenlosen Opfer von Krieg und Gewalt. Und die Täter, die vor kein irdisches Gericht gestellt wurden.“
„Hiob, ich muss dir noch etwas sagen: Du gebrauchst dieses Bild vom Baum, der wieder ausschlagen kann und sagst dann, der Mensch, der stirbt, werde nicht wieder aufstehen. Heute sehen wir das anders als die Menschen zu deiner Zeit: Wir hoffen und glauben, dass nach dem Tod noch etwas kommt. Dass wir wieder auferstehen. Nicht zuletzt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist und uns ewiges Leben zugesagt hat!“
Hiob runzelt die Stirn: „Vertröstet ihr euch damit nicht aufs Jenseits? Mir jedenfalls wird mein jetziges Leid dadurch auch nicht leichter!“
„Mag sein, Hiob, aber vielleicht nimmt es dir diese Ausweglosigkeit, diese Hoffnungslosigkeit. Eine Freundin von mir ist Krankenhausseelsorgerin, und sie nimmt das sehr stark wahr: Todkranke Menschen, die glauben, tragen ihr Schicksal viel leichter, als die, die keinen Zugang zum Glauben finden. Und ich habe das auch schon bei Beerdigungen erlebt: Wenn die Trauernden die Hoffnung teilen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, kann das sehr tröstlich sein – bei aller Trauer, die natürlich trotzdem bleibt.“
„Wenn du meinst“, sagt Hiob, „aber ich finde es auch wichtig, mir bewusst zu sein, dass das Leben endlich ist. Das macht mir nämlich klar: Meine Zeit ist begrenzt. Was ich damit tue, ist wichtig. Das Leben zählt – was wir tun, zählt. Ich kann mich nicht auf ein Jenseits vertrösten, wo alles besser sein wird.“
Wir bleiben stehen, und ich ahne: unser Spaziergang ist bald zu Ende. Der Regen hat nachgelassen, ein fahles Licht bricht durch die Wolken. Hiob schaut mich ernst an, aber seine Stimme ist weicher geworden: „Das Leben zählt. Gerade weil es begrenzt ist, weil es so zerbrechlich ist, darf es nicht belanglos bleiben.“
Ich nicke. „Und doch, Hiob, tragen wir beides in uns: Die Dringlichkeit des Lebens – und die Hoffnung über den Tod hinaus. Wir leben mit der Spannung. Vielleicht ist sie gar nicht unser Feind, sondern unser Lehrer.“
Hiob lächelt schief: „Ich habe Gott angeschrien, habe ihn angeklagt, habe ihn verloren geglaubt – und bin ihm doch immer wieder begegnet, mitten im Schmerz. Vielleicht ist das der eigentliche Trost: Nicht, dass alles gut wird. Sondern dass Gott da ist. Im Regen. Im Fragen. Im Dunkeln.“
Wir gehen weiter, schweigend, bis zum Friedhofstor. Dort bleibt er noch einmal stehen, hebt die Hand zum Abschied und sagt: „Lebe dein Leben. Aber lebe es vor Gott. Mit all deinen Fragen, mit deiner Sehnsucht, mit deiner Liebe – und mit deinem Mut, auch Grenzen auszuhalten.“
Ich sehe ihm nach, wie er im Nieselregen verschwindet, und ich spüre: Ja, die Vergänglichkeit bleibt. Der Tod bleibt. Der November bleibt. Aber auch etwas anderes bleibt: Gottes beharrliche Nähe. Seine Treue, die uns hält, wenn wir ihn loslassen. Seine Gerechtigkeit, die eines Tages allem Unrecht ein Ende setzen wird. Und seine Verheißung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.
So gehen wir in diese dunkle Jahreszeit – nicht ohne Schmerz, aber auch nicht ohne Hoffnung. Denn – wie der Beter von Psalm 36 sagt: „Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht“.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
Amen.
Lied
Ströme lebendigen Wassers (SJ 31)
Der Text dieses Liedes ist urheberrechtlich geschützt und kann deshalb hier leider nicht wiedergegeben werden.
Fürbittengebet
Gott, wir bitten dich für alle,
die in diesen Tagen Trauer tragen,
die einen geliebten Menschen vermissen,
oder deren Herzen schwer sind.
Stärke sie, tröste sie,
und stelle ihnen Menschen an die Seite,
die mit ihnen aushalten und ihnen zuhören.
Wir bitten dich für die Orte dieser Welt,
an denen Krieg, Hass und Gewalt das Leben zerstören.
Für die Opfer der Geschichte und der Gegenwart,
für alle, die schreien und niemand hört.
Schenke Frieden,
und gib denen Weisheit und Mut, die Verantwortung tragen.
Wir bitten dich für uns, die wir hier versammelt sind:
Stärke unseren Glauben,
nimm uns die Angst vor dem, was kommt,
und fülle uns mit Hoffnung, die trägt.
Lass uns füreinander da sein
und uns gegenseitig im Leben stützen.
Vater Unser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
Lied
Herr, mach uns stark (EG 154, 1-3.5)
Der Text dieses Liedes ist urheberrechtlich geschützt und kann deshalb hier leider nicht wiedergegeben werden.
Segen
Gott segne Dich und er behüte Dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden. Amen.
Mit herzlichen Grüßen, Pfarrer Oliver Matri
Teilen Sie mir gern Ihre Gedanken zum Gottesdienst oder Ihre Anregungen mit – ich freue mich:
Informationen
Den Gottesdienst am Ewigkeitssonntag feiern wir am Sonntag, 23.11.2025, 10:00 Uhr, mit Pfarrerin Brigitte Schöne, Georgia Washington und den Konfis. Musikalisch wird der Gottesdienst von Dorina Adelsberger (Orgel) und Gabi Berg (Flöte) begleitet.
Am Sonntag, 30.11.2025, 10:00 Uhr feiern wir Gottesdienst am 1. Advent mit Kirchweihfest im Anschluss im Gemeindesaal. Falls Sie unterstützen möchten (z.B. in Form eines Kuchens oder eines Standes), melden Sie sich bitte in der Küsterei. Herzlichen Dank!
Am Donnerstag, 20. November, 19:30 Uhr, findet im Gemeindesaal unter der Johanneskirche, Ringstraße 36, 12205 Berlin, ein zum Vortrag „Die Juden aber schrien und sprachen“ mit anschließender Diskussion mit Prof. Christine Gerber, HU Berlin, statt.
Kollektensammlung
Heute sammeln wir in den Reihen für die Bekämpfung von Kinderarmut und die Projekte zum Schutz und Begleitung von Kindern (je ½), Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und an der Kirchentür für unseren Besuchsdienst.
Spendenkonto: IBAN: DE34 5206 0410 1803 9663 99
BIC: GENODEF1EK1
Kennwort: Kollekte 16.11.2025 (und gewünschter Verwendungszweck)
Wir leiten Ihre Kollekte ggf. weiter! Gern senden wir auch eine Spendenbescheinigung zu.
Machen Sie mit: Große Spendensammlung für die neue Orgel!
Gern können Sie aber auch auf das Konto der Gemeinde, Stichwort „Orgel“, überweisen.